Full text: Unterstufe: Zweiter Kursus (Teil 2, [Schülerband])

Und diesen Gehilfen hat sich der Mensch aus einem gefährlichen Raub¬ 
tiere erzogen. Man braucht nur sein Gebiß anzusehen, um seine ursprüng¬ 
liche Natur zu erkennen. In der oberen und unteren Kinnlade hat er sechs 
scharfe Schneidezahne, auf jeder Seite einen starken Eckzahn und hinter den 
Backzähnen einen großen Reißzahn mit mehreren Spitzen. Die starken Beine 
haben an den Vorderfüßen fünf, an den Hinterfüßen vier Zehen. 
Die schlimmen Eigenschaften der Raubtiere hat aber der Hund ab¬ 
gelegt; er ist ein kluges, zutrauliches und treues Tier geworden. Wie 
wendet er Augen und Ohren, wenn er den Beifall seines Herrn erwartet! 
Wie glänzen seine Augen vor Freude, und wie wedelt er wohlgefällig mit 
dem Schwänze, wenn er ihm folgen darf! Wie jämmerlich aber ist sein 
Gesicht, wenn er zu Hause bleiben muß! Wie klug sieht er sich fragend 
um, wenn er an einen Scheideweg gekommen ist, um zu erfahren, ob er 
links oder rechts gehen soll! Wie schleicht er auf den eingezogenen Füßen 
hinweg, wenn er Unheil gestiftet hat! Wie klug weiß er den Gleichgiltigen 
zu spielen, um jeden Verdacht von sich abzuweisen! Wie oft ist auch ein 
treuer, kluger Hund der Lebensretter eines Menschen geworden! 
Der Hund genießt alle Speisen, welche dem Menschen zur Nahrung 
dienen. Bisweilen scheint ihm auch Gras notwendig zu sein, um die 
Verdauung zu befördern. Viel Fleisch taugt ihm nicht, an frischem Wasser 
zum Trinken darf es ihm nicht fehlen. Auch frische Luft und Sonne, wie 
überhaupt der Aufenthalt im Freien ist ihm zuträglich. Vor zu großer 
Kälte muß man ihn schützen, jedoch nicht leiden, daß er sich an den warmen 
Ofen legt. Selbst bei der größten Hitze schwitzt der Hund nicht, sondern 
läßt nur, wenn es ihm sehr heiß ist, die Zunge aus dem Halse hängen. 
Hinsichtlich der Größe, Gestalt und Farbe der Hunde herrscht die 
größte Verschiedenheit. Der gelehrigste und gutmütigste unter allen ist 
der Pudel mit seinen breiten, hängenden Ohren und den krausen, fast 
wolligen Haaren. Auch der Spitz kann zu mancherlei Künsten abgerichtet 
werden. Wegen seiner Wachsamkeit und Treue haben ihn oft die Fuhr¬ 
leute auf ihren Wagen. Der Dachshund oder Teckel mit seinen kurzen, 
krummen Beinen und seinen langen, hängenden Ohren geht in den Bau 
der Füchse und Dachse, um dieselben herauszutreiben. Der magere Wind¬ 
hund mit langer, spitzer Schnauze, kleinen Ohren, schlankem, kurzhaarigem 
Körper auf dünnen, hohen Beinen ist eins der schnellsten Tiere. Der 
Jagd- und der Hühnerhund sind die treuen Begleiter des Jägers. Der 
Schäferhund mit aufrechtstehenden Ohren und steifen Haaren lenkt die 
Herde nach dem Willen seines Herrn. Er läuft daran auf und ab, wenn 
ein Kleestück oder sonst ein verbotener Leckerbissen in der Nähe ist, oder 
liegt beobachtend still, bis ein Tier die Grenze überschreitet. Dann aber 
springt er schnell auf und jagt es zurück. 
Nach Gude.
	        
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