Und diesen Gehilfen hat sich der Mensch aus einem gefährlichen Raub¬
tiere erzogen. Man braucht nur sein Gebiß anzusehen, um seine ursprüng¬
liche Natur zu erkennen. In der oberen und unteren Kinnlade hat er sechs
scharfe Schneidezahne, auf jeder Seite einen starken Eckzahn und hinter den
Backzähnen einen großen Reißzahn mit mehreren Spitzen. Die starken Beine
haben an den Vorderfüßen fünf, an den Hinterfüßen vier Zehen.
Die schlimmen Eigenschaften der Raubtiere hat aber der Hund ab¬
gelegt; er ist ein kluges, zutrauliches und treues Tier geworden. Wie
wendet er Augen und Ohren, wenn er den Beifall seines Herrn erwartet!
Wie glänzen seine Augen vor Freude, und wie wedelt er wohlgefällig mit
dem Schwänze, wenn er ihm folgen darf! Wie jämmerlich aber ist sein
Gesicht, wenn er zu Hause bleiben muß! Wie klug sieht er sich fragend
um, wenn er an einen Scheideweg gekommen ist, um zu erfahren, ob er
links oder rechts gehen soll! Wie schleicht er auf den eingezogenen Füßen
hinweg, wenn er Unheil gestiftet hat! Wie klug weiß er den Gleichgiltigen
zu spielen, um jeden Verdacht von sich abzuweisen! Wie oft ist auch ein
treuer, kluger Hund der Lebensretter eines Menschen geworden!
Der Hund genießt alle Speisen, welche dem Menschen zur Nahrung
dienen. Bisweilen scheint ihm auch Gras notwendig zu sein, um die
Verdauung zu befördern. Viel Fleisch taugt ihm nicht, an frischem Wasser
zum Trinken darf es ihm nicht fehlen. Auch frische Luft und Sonne, wie
überhaupt der Aufenthalt im Freien ist ihm zuträglich. Vor zu großer
Kälte muß man ihn schützen, jedoch nicht leiden, daß er sich an den warmen
Ofen legt. Selbst bei der größten Hitze schwitzt der Hund nicht, sondern
läßt nur, wenn es ihm sehr heiß ist, die Zunge aus dem Halse hängen.
Hinsichtlich der Größe, Gestalt und Farbe der Hunde herrscht die
größte Verschiedenheit. Der gelehrigste und gutmütigste unter allen ist
der Pudel mit seinen breiten, hängenden Ohren und den krausen, fast
wolligen Haaren. Auch der Spitz kann zu mancherlei Künsten abgerichtet
werden. Wegen seiner Wachsamkeit und Treue haben ihn oft die Fuhr¬
leute auf ihren Wagen. Der Dachshund oder Teckel mit seinen kurzen,
krummen Beinen und seinen langen, hängenden Ohren geht in den Bau
der Füchse und Dachse, um dieselben herauszutreiben. Der magere Wind¬
hund mit langer, spitzer Schnauze, kleinen Ohren, schlankem, kurzhaarigem
Körper auf dünnen, hohen Beinen ist eins der schnellsten Tiere. Der
Jagd- und der Hühnerhund sind die treuen Begleiter des Jägers. Der
Schäferhund mit aufrechtstehenden Ohren und steifen Haaren lenkt die
Herde nach dem Willen seines Herrn. Er läuft daran auf und ab, wenn
ein Kleestück oder sonst ein verbotener Leckerbissen in der Nähe ist, oder
liegt beobachtend still, bis ein Tier die Grenze überschreitet. Dann aber
springt er schnell auf und jagt es zurück.
Nach Gude.