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31. Der Wachtelschlag.
1. Horch, wie schallt's dorten so lieblich hervor:
„Fürchte Gott! fürchte Gott!"
Ruft mir die Wachtel ins Ohr.
Sitzend im Grünen, von Halmen umhüllt,
Mahnt sie den Horcher am Saatengefild:
„Liebe Gott! liebe Gott!"
Er ist so gütig und mild.
2. Wieder bedeutet ihr hüpfender Schlag:
„Lobe Gott! lobe Gott!"
Der dir zu lohnen vermag.
Siehst du die herrlichen Früchte im Feld?
Sieh sie mit Rührung, Bewohner der Welt!
„Danke Gott! danke Gott!"
Der dich ernährt und erhält.
3. Schreckt dich im Wetter der Herr der Natur,
„Bitte Gott! bitte Gott!"
Und er verschonet die Flur;
Machen die künftigen Tage dir bang,
Tröste dich wieder der Wachtel Gesang:
„Traue Gott! traue Gott!"
Deutet ihr lieblicher Klang.
Sanier.
32. Der Suchweyen.
Häufig, wenn man nach einem Gewitter an einem Acker vorübergeht,
auf dem Buchweizen wächst, sieht man, daß er ganz schwarz geworden und
abgesengt ist; es ist gerade, als ob eine Feuerflamme über demselben hin¬
gefahren wäre, und der Landmann sagt dann: „Das hat er vom Blitz
bekommen!" Aber weshalb erhielt er das? — Ich werde erzählen, was
der Sperling mir gesagt hat, und der Sperling hat es von einem Weiden¬
baume gehört, welcher bei einem Buchweizenfelde stand und noch steht.
Es ist ein so ehrwürdiger großer Weidenbaum, aber verkrüppelt und alt;
er ist mitten durch geborsten, und es wachsen Gras und Brombeerranken
aus der Spalte hervor; der Baum neigt sich vorn über, und die Zweige
hängen ganz auf die Erde herunter, als ob sie ein langes grünes Haar
bildeten.
Auf allen Feldern rings umher wuchs Korn, sowohl Roggen, Gerste,
wie Hafer, ja der herrlichste Hafer, der da, wenn er reif ist, gerade wie
Wirth, Lesebuch. II. 3