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Die Pflänzchen kommen nun allenthalben hervor, die Käfer kriechen
heraus, die Schnecken schlüpfen ans Tageslicht, und aus den Puppen kommen
schöne Schmetterlinge. Aus fernen Ländern^ehren Rotkehlchen und Nach¬
tigallen wieder und beginnen ihre Nester zu bauen. Sie tragen Reischen
in den neubelaubten Busch und flechten sie in einander. Nun fehlt es noch
an einem weichen Bettchen für die Eier und die künftigen jungen Vögel.
Da fliegen die Alten zum weichen Moos und bitten um seine Hilfe. Gut¬
willig giebt es seine Pflänzchen her, daß die Vögel ihre Nester ausfüttern
können. Bald kommt auch das Häslein und das Reh. Sie suchen ein
sicheres und trauliches Versteck, wo sie die jungen Hasen und Rehe pflegen
können. Für sie breitet sich das Moos als weicher Teppich aus, auf dem
sie alle ein schönes Lager haben.
Neben dem Walde liegt ein Sumpf. Darüber bildet das Torfmoos
eine dichte weiße und rote Decke. Nach oben wächst dieses Torfmoos un¬
aufhörlich weiter, nach unten stirbt es ab und bildet Torf. Den stechen
dann Torfgräber aus, trocknen ihn und verkaufen ihn als Feuerungsmate¬
rial. Dann heizt das Torfmoos den Menschen die Stube und hilft die
Speisen kochen. Als schöner, grüner Überzug bekleidet anderes Moos die
Abhänge der Waldberge. Es bildet Ruhekissen und Sofas und ladet die
Kinder zur angenehmen Ruhe ein, wenn sie vom Erd- und Heidelbeersuchen
ermüdet sind. Da pflücken sie das Moos, und daheim winden sie Kränze daraus
mit Immortellen zum Geburtstag der Mutter, die jahrelang grün bleiben.
Das kleine Moos lehrt den schwachen Menschen, sich freundlich an
andere anzuschließen, wenn er sich selbst zu schwach fühlt. In Gemeinschaft
mit andern kann er oft viel ausrichten. Hermann Wagner.
43. Leben und Weben im Wald.
Der Wald ist der rechte Ort, wo die Vögel musizieren, die Käfer
schwirren, die Mücken tanzen, die Eichhörnchen hüpfen, und wo die Tiere
aller Arten sich unterhalten und allerlei treiben. Wir strecken uns ins
weiche Gras und lauschen.
Ei, wie krabbelt's und wimmelt's um mich her! Ameisen ohne Zahl
laufen und eilen und tragen ihre Puppen von dapnen; viele schleppen
schwere Lasten. Schlafende Insekten erwachen; hier schlüpft eins zum Erd¬
loch, dort klettert ein anderes am Grashalm hinauf. Im dürren Laube
raschelt dort die Eidechse. — Husch! husch! da fliegt ein Vogel vom Neste;
jetzt trippelt er auf dem Baumast, hüpft ängstlich hin und her und klagt
in kurzen Tönen seine Angst. Gieb dich zufrieden, schöner Vogel, ich störe
deine Jungen im Neste nicht! Hört ihr's piepen und zwitschern? Das sind
junge Vöglein, denen das alte ein Würmchen geholt hat, mit welchem es
sie füttert. Still! da läuft ein Hase! jetzt sitzt er auf den Hinterbeinen