Full text: Unterstufe: Zweiter Kursus (Theil 2, [Schülerband])

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Berge, die oben ein weites, tiefes Loch haben, das man Krater, zu deutsch 
Becher, wegen seiner Form nennt. Ihr müßt aber nicht denken, daß das 
klein ist. Man könnte viele Häuser hineinstellen und füllte den Krater 
doch nicht aus. 
Wenn auch viele dieser Feuerberge nicht immer Feuer, Schwefel, 
glüheude Steine und die Masse auswerfen, die man Lava nennt, und die 
gerade so herausquillt, wie das glühende, geschmolzene Eisen aus einem 
Hochofen auf einer Eisenhütte: so thun sie es doch von Zeit zu Zeit, und 
dann steht's schlimm um die armen Leute, die daran herum wohnen. 
Aber warum wohnen die Leute auch da? fragt ihr. Darauf ist die 
Antwort: Wo solche Wärme in der Erde ist, da könnt ihr euch denken, 
daß die Erde auch außerordentlich fruchtbar ist und die edelsten Früchte, 
Weine und Obstarten reichlich gedeihen, und das lockt überall den Menschen, 
sich da niederzulassen. 
Da liegt so ein mächtiger Feuerberg in dem schönen, gesegneten 
Lande Italien, nicht weit vom Meer und von der schönen Stadt Neapel. 
Er heißt Vesuv und ist ein rechter Feuerkopf, der oft auswirft und viel 
Verheerungen anrichtet. Davon muß ich euch eine Geschichte aus dem 
Jahre 1834 erzählen, die wieder recht klar beweist, was in dem schönen 
Liede gesagt ist: 
„Wie Gott die Seinen väterlich 
Versorgt und schützt! Gott sorgt für mich." 
Es war in den Tagen des Jahres 1834, das überall ein rechtes 
Jahr göttlichen Segens war, als alle Anzeichen eintraten, welche einen 
nahen Ausbruch des Feuerberges anzeigen und ihm vorherzugehen pflegen. 
In den Dörfern und Städten, die zahlreich um den bösen Nachbar 
herumliegen, versiegten plötzlich alle Brunnen und Quellen, daß die armen 
Menschen und Thiere fast verdurstet wären, wenn sie nicht weit her ihr 
Wasser geholt hätten. Bald darauf hörte man im Innern d§s Berges ein 
dumpfes Getöse, wie wenn man fernen Donner hört. Diesem Getöse 
folgten einzelne gewaltige Erdstöße und längeres Beben des Bodens. Die 
Leute flohen aus ihren Häusern, damit sie nicht unter den Trümmern 
derselben begraben würden, kehrten aber, als nun der Berg aus seinem 
Krater Feuer auszuwerfen anfing, ruhig in die Häuser zurück, weil, sie 
aus Erfahrung wußten, daß^mn die gefährlichsten Erdbeben vorüber seien. 
Es war aber ein furchtbar schöner Anblick aus der Ferne. Viele 
hundert Fuß hoch erhob sich aus dem Krater eine Feuersäule, die sich oben 
aus einander that, wie eine Garbe, deren schwere Ähren seitwärts nieder¬ 
sinken. Dabei tobte und hämmerte es in dem Berge, als sollte er sich 
spalten, und es zeigte sich, daß etwas unter dem Krater eine Öffnung sich 
bilden würde, aus welcher ein Strom glühender Lava hervorzubrechen 
drohte.
	        
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