Full text: Die mittlere Geschichte seit dem Vertrage von Verdun und die Geschichte der neueren Zeit (Hälfte 2)

28 § 105- 10.. Mittlere Geschichte. Zweite Periode, 843—1273. 
luinö (1254) umfaßt über 60 Städte und reicht von Basel 
bis Wesel ^später (um 1370) der schwäbische (§ 114). 
tl) -i ei Bauernstand, der infolge des Lehensverhältnisses immer 
abhängiger wurde, gelangt vornehmlich durch die Kreuzzüge wieder 
mehr zur Freiheit, wodurch auch der Ackerbau gewinnt. Die 
leibeigenen Leute werden teils freie Landsasfen, teils 
Zinsbauern oder Hof leute (Zinsleute). Viele Landleute 
begeben sich als Pfahlbürger unter den Schutz der benachbarten 
Städte. 
3. Das Rechtswefen. 
a) Lehnsrecht: der Gleiche nur vom Gleichen gerichtet; Vollzieher 
des Richterspruches der Lehnsherr; Berufung auf den höheren 
Lehnsherrn. Seit dem 13. Jahrh. Verfall des Lehnswesens. 
b) Zweikampf und Ordale werden seltener; häufige Anwendung der 
Kolter. Gerichtspslege nach Herkommen und Gewohnheit; die 
Untergerichte bestehen aus einem Richter und mehreren Schöffen; 
Weistümer heißen urkundliche Auszeichnungen von Rechts¬ 
entscheidungen, als Haltpunkte für künftige Fälle. 
e) Allmählich Sammlung und Aufschreibung der Stadt- und 
Landrechte. Sachsenspiegel von Eike von Repgow unweit 
Dessau (1215); Schwabenspiegel oder schwäbisches Landrecht 
vom Franziskaner David von Augsburg (1250). Verbreitung 
des römischen Rechtes (§ 80) in Deutschland. In der Kirche 
das kanonische Recht. — Zur Zeit des Interregnums Über¬ 
handnähme des Faustrechtes, d. i. Recht des Stärkern; dem 
entgegen die Volks-, Frei- oder Femgerichte (s. § 118). 
§ 106. 
) Wissenschaft, Künste, Handel und Gewerbe. 
1. Die Wissenschaft zunächst in den Klöstern gepflegt, besonders seit 
den Ottonen (§ 92) auch in den gelehrten Dom- und Stists- 
schulen zu Corvey a. d. Weser, Trier, Köln (gegründet von 
Bruno, Bruder Kaiser Ottos I.), Hildesheim, Paderborn, 
Bremen. Lateinische Klosterdichtungen (Nonne Roswitha in 
Gandersheim bei Braunschweig, 950). 
Unter den Hohen st ausen Weiterentwickelnng der durch die Kreuz¬ 
züge und die arabischen Gelehrten Spaniens angeregten wissenschaft¬ 
lichen Bildung auf Universitäten seit dem 12. Jahrhundert; be¬ 
sonders Paris, die „Sorbonne" für Theologen, Bologna für 
Juristen, Salerno und Montpellier für Mediziner; Padua 
1221, Neapel 1224, Oxford 1229, Cambridge 1302. 
2. Geschichtschreibung: Wittufind in Corvey im 10., Bischof 
Dittmar von Merseburg und Lambert von Aschaffenburg im 11. 
Jahrhundert. Weltchronik d. B. Otto von Freising (1156). 
3. Fortbildung der deutschen Sprache: Otsried von Weißen¬ 
burg (t 870), Verfasser der gereimten Evangelienharmonie. Notker 
Labeo von St. Gallen (+ 1022), Psalmenübersetzungen. Die deutsche 
Dichtung verstummt unter den sächsischen und fränkischen Kaisern.
	        
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