fullscreen: Anthologie mittelalterlicher Gedichte

Parzival. 125 
Dieselben pflegen allzumal 
— Sie führen den Namen Templeisen — 
Auf Abenteuer auszureisen, 
Die alles für ihre Sünde tragen, 
Ob Leid sie oder Ruhm erjagen. 
Die ganze Schar ernährt ein Stein 
Von einziger Art, gar licht und rein, 
Den man Lapsit exillis nennt. 
Wem dieser Stein kommt zu Gesicht, 
Der stirbt die nächste Woche nicht. 
Auch seine Farbe schwindet nimmer. 
So frisch verbleibt sie ihm für immer, 
Sei er ein Mägdlein oder Mann, 
Wie damals, als sein Lenz begann. 
Und säh' er den Stein zweihundert Jahr, 
Bleich würde dennoch nur sein Haar. 
Solch Blühn empfangen Fleisch und Bein. 
Der Gral genannt ist dieser Stein. 
Zu dem kommt eine Botschaft heut, 
Die stets des Steines Kraft erneut. 
Karfreitag heißt der heut'ge Tag, 
Wo man der Sendung harren mag, 
Indem sich eine Taube schwingt 
Vom Himmel und dem Steine bringt 
Ein Oblätlein weiß und klein. 
Zurücke läßt sie's auf dem Stein. 
Dann hebt mit leuchtendem Gefieder 
Die Taube sich zum Himmel wieder. 
Am heutigen Tage jedesmal 
Bringt sie die Gaben ohne Zahl, 
Des Paradieses Überschwang 
An edler Speis' und edlem Trank, 
Ja mehr noch, als der Erd' entsprießt: 
Auch was im Wasser schwimmt und fließt, 
Und was im Walde läuft und lebt, 
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