Kap. 170. Der schleswig-holsteinische Erbfolgekrieg. 213
dänischen Gesammtstaat getrieben (13. Nov. 1863). Zwei Tage nachher
.starb Friedrich VII. von Dänemark und gemäß dem Londoner Protokoll
(Kap. 163 E.) folgte ihm der Prinz von Sonderburg - Glücksburg als
Christian IX., indeß Prinz Friedrich von Augustenburg, der jenes
Londoner Protokoll nicht anerkannt hatte, Ansprüche auf die Thronfolge in
Schleswig-Holstein erhob. Da König Christian die von seinem Vorgänger
verfügte Jncorporirung Schleswigs bestätigte (18. Nov.), so führte der
deutsche Bund die schon früher angedrohte Execution gegen Dänemark aus.
Die Dänen verließen in Folge dessen Holstein, und bis zum 31. Dez. hatten
die Bundestruppen ganz Holstein und Lauenburg besetzt. Da jedoch
der Bund au Schleswig kein Recht hatte, die Herzogtümer aber nach altem
Recht ungetheilt (np ewig ungedeelt) sein sollten, so beschlossen die beiden
deutschen Großmächte das Recht derselben auf Ungetheiltheit zu wahren.
Vergebens protestirte der Bundestag. Schon am 1. Febr. 1864 standen
die preußisch-österreichischen Truppen an der Nordgrenze Holsteins, rückten
hierauf unter dem preußischen Feldmarschall Wrangel in Schleswig ein
und trieben den kleinen Feind vor sich her, der sich, von den Oesterreichern
bei Overselk geschlagen, in die großartigen Festungswerke des Danewirk
Zurückzog, dann aber auch diese ohne Schwertstreich verließ und seine Truppen,
deren Nachhut bei Oeversee von den Oesterreichern besiegt wurde, in den
AUppelcr Schanzen concentrirte. Während nun die Hauptmacht der Preußen
die Belagerung von Düppel betrieb, überschritten die Oesterreicher in Ver-
bindung mit einer Abtheilung Preußen die jütische Grenze, besetzten Kolding,
nahmen Beile und umschlossen Friedericia. Inzwischen war die Bela-
gerung der Düppeler Schanzen so weit vorgeschritten, daß Prinz Friedrich
Carl von Preußen zum Sturme schreiten konnte. Am 18. April trieben
die Preußen in unwiderstehlichem Anprall die Dänen aus den Festungswerken
und jagten sie über den Alsengrund. In Eile verließen die Dänen
jetzt auch die Festung Friedericia und überließen das ganze Festland den
siegreichen Deutschen. Auch auf der See bei Helgoland focht ein preußisch¬
österreichisches Geschwader mit Glück gegen die Dänen. — Eine kurze Unter¬
brechung erlitt der Krieg durch die Londoner Conferenzen, welche auf
Betrieb des jederzeit in dänischem Interesse thätigen England zu Stande ge-
kommen waren. Da sie aber resultatlos blieben, wurde der Krieg wieder
aufgenommen. In kühnem Ueberfall nahmen die Preußen die Insel Alsen,
so daß die Dänen, unter großem Verlust an Mannschaft und Munition, sich
eiligst nach Fühnen flüchteten, und als sich auch der dänische Kapitän
Hammer im westlichen Meer den Preußen ergeben mußte, bat Dänemark
um Frieden. Er kam am 30. Oct. 1864 zu Stande. Dänemark trat
Schleswig, Holstein und Lauenburg an Preußen und Oesterreich ab. — Das
Schicksal der Herzogthümer war hiedurch ganz in die Hände der beiden Groß-
mächte gelegt.
Kap. 171. Der deutsche Krieg.
(1.) Zo war endlich die alte Schuld eingelöst und die kerndeutschen
Schleswig-Holsteiner vom dänischen Joch befreit. Aber die Erbfolge war
damit noch nicht entschieden. Preußen war durchaus nicht gewillt, den An-