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Trost und Zuversicht. „Der alte Gott lebt noch,“ sprach er zu sich selbst,
ihm will ich vertrauen und meine Sache anheimstellen. Vielleicht ernte
auch ich mit Freuden, was ich jetzt mit Tränen säe.“ Es war licht
geworden in seiner Seele. Das Inbellied der Lerche, die sich vor ihm
aufwärts zum Himmel schwang, tönte nun auch in seinem Herzen wieder.
Und mit fleißiger und sorgsamer Hand bestellte er sein Tagewerk.
Das Jahr war eins der fruchtbarsten, die man seit langer Zeit
erlebt hatte, und nach vielen Jahren haben noch die Landlente von dem
reichen Segen gesprochen, den ihre Felder damals getragen. Auch Valentins
Ähren neigten sich tief unter der Last ihrer Körner und gaben eine herr—
liche Ernte. Als nun der letzte Wagen, mit dem Erntekranze geschmückt,
in die volle Scheune einfuhr und Valentins beide Kleinen, welche die
Mutter an der Hand hielt, dem heimkehrenden Vater und der Garben—
fülle entgegenjauchzten, da jubelte es auch in seinem Herzen vor Freude
und Dank gegen Gott. „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden
ernten,“ betete er still in sich. Es wurde der Spruch seines Lebens, dessen
er stets eingedenk blieb. Ihn trug er frommen Sinnes in die alte Fa—
milienbibel ein, und als er nach einer Anzahl von Jahren, wo durch
seiner Hände Fleiß und Gottes Segen bei ihm Wohlstand eingekehrt war,
sich ein neues Haus baute — womit hätte er es besser schmücken können,
als mit dem Worte: „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten?“
So etwa erzählte der Pfarrer. Im Weitergehen aber redeten wir
beide davon, wie so manches Werk auf Erden mit banger Sorge muß
begonnen werden und doch mit standhaftem Mute und gläubigem Ver—
trauen zu gutem Ende geführt wird, und wie oft nach Vollendung eines
schweren Werkes die einst zagende Seele es froh und dankbar empfindet,
daß mit Freuden ernten, die mit Tränen gesäet haben.
A. Kippenberg. (Mit Benutzung einer älteren Erzählung.)
3. Zimmerspruch.
Das neue Haus ist aufgericht', In die Küche Maß und Reinlichkeit,
Gedeckt, gemauert ist es nicht, In den Stall Gesundheit allermeist,
Noch können Regen und Sonnenschein In den Keller dem Wein einen
Von oben und überall herein guten Geist;
Drum rufen wir zum Meister der Die Fenster und Pforten woll' er
Welt, weihn,
Er wolle von dem Himmelszelt Daß nichts Unseligs komm' herein,
Nur Heil und Segen gießen aus Und daß aus dieser neuen Tür
Hier uͤber dieses offne Haus. Bald fromme Kindlein springen für.
Zuoberst woll' er gut Gedeihn Nun, Maurer, decket und mauert
In die Kornböden uns verleihn; aus!
In die Siube Fleiß und Frömmigkeit, Der Segen Gottes ist im Haus.
Ludwig Uhland.
4. hausinschriften.
Deutsches Haus und deutsches Land schirme Gott mit starker Hand.
Und ist dein Heim auch noch so klein, halt Zucht und Ordnung drin;
Es soll der Mann stets König sein, das Weib die Königin.
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