Full text: Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen und ländliche Fortbildungsschulen

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hinter denen ein schmaler Gang zur Verabreichung des Futters hinführt, 
vahrend der Mist nach vorne, in den Binnenhof hinaus geschafft wird. 
Reben den Kühen steht in einer Ecke des Stalles, mit dem Eisenring 
durch den Nasenknorpel, der unheimlich dreinblickende stattliche Stier, und 
daneben liegt noch ein besonderer Verschlag für das Jungvieh, in dem die 
mutwilligen Kälber sich frei auf dem Stroh bewegen und die Glieder 
lecken lönnen. An einer dritten Seite des Hofes entlang finden wir die 
Stallungen für die Pferde und Schweine und meist gegenüber dem Wohn⸗ 
hause die geräumige Tenne mit den austoßenden und darüber gelegenen 
Scheunen und Heuböden. Über den Stallungen aber sind unter dem 
Dache die Tauben- und Hühnerhäuser angebracht. In großen Flügen 
segeln die Tauben über die Fluren hin. Die Enten suchen den nächsten 
Bach oder Tümpel auf; nur das Volk der Hühner bleibt in der Nähe 
des Hofes und läuft und scharrt auf der großen Dungstätte, die inmitten 
des Binnenhofes in einer ummauerten Grube liegt. Mehr dem Schmuck, 
als dem Nutzen dienend, stolziert wohl auch ein Pfau mit seinen Hennen 
auf dem Hose herum oder blaͤht sich ein Puter mit gespreiztem Federrade. 
Hinter der Scheune oder zur Seite des Gehöftes liegt der Gemüsegarten, 
wohl geregelt mit eckigen Beeten, von Buchsbaum eingefaßt, auf denen 
mancherlei Blumen sprießen, Aurikeln und Goldlack, Pfingstrosen und 
Lilien, Nelken und Levkojen und andere einfache Zierstauden, die man früher 
schätzte. Alle Sorten Gemüse werden auch in diesen Gärten unter der 
Leituͤng der Hausfran gezogen. Auch besseres Form— und Spalier— 
obst gibt es hier und paßt in seiner gekünstelten äußeren Gestalt zur ganzen 
Anlage des Gartens, die französische Geschmacksrichtung verrät. Das 
Gehöft, dessen Bild wir hier vor uns haben, liegt in den ehemals frän— 
kischen Landen, in der fruchtbaren Niederung der Erft. Allein für die 
Bauweise der fränkischen Wohnstätten ist noch eine andere Eigentümlichkeit 
kennzeichnend, der wir schon im nächsten Dorfe, das wir besuchen, begegnen. 
Der Deutsche fränkischen Stammes liebt es, seine Häuser eng an die seiner 
Nachbarn anzubauen. So entstehen die geschlossenen Ortschaften, in denen 
die nzelnen Wohnhäuser ihre Giebelseite zur Dorfstraße hinwenden und 
nebst ihren Toren und Stallungen diese in einer einheitlichen Flucht von 
Gebäulichkeiten umsäumen. So nähert sich die Anlage eines fränkischen 
Dorfes am meisten der städtischen Bauweise. 
In dem größten Teile der Rheinprovinz saßen ehemals Germanen 
fränkischen Stammes, und so treffen wir denn die fräͤnkische Hof- und 
Dorfanlage auch hier als die herrschende. Aber sie erstreckt sich auch 
weiter südwärts in den nördlichen Teil der oberrheinischen Tiefebene hinaus 
und findet sich ebenso in den ehemals fränkischen Landesteilen Bayerns. 
AÄnderseits wird die reine fränkische Bauweise in manchen Landschaften 
der Rheinprovinz durch andere der Nachbargegenden beeinflußt. Während 
in den Landschasten der Erft und Swist noch die fränkische Anlage in 
ausgesprochener Weise zu finden ist, bemerkt man an den Wohnstätten der 
nneren Eifel, des Hohen Venn, des Maifeldes und der Moselgegenden schon 
fremde Anklänge, die man wohl mit Sicherheit auf kellischen Einfluß 
zurückführen kann. Eigenartig ist besonders das alte Bauernhaus des 
Hohen Venn mit dem tief herabreichenden, moosbewachsenen Strohdach
	        
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