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Der königliche Gast erstaunet:
„Dein Glück ist heute gut gelaunet,
Doch fürchte seinen Unbestand!
Der Kreter waffenkund'ge Scharen
Bedräuen dich mit Kriegsgefahren;
Schon nahe sind sie diesem Strand.“
Und eh' ihm noch das Wort entfallen,
Da sieht man's von den Schiffen wallen,
Und tausend Stimmen rufen: „Sieg!
Von Feindes Not sind wir befreiet;
Die Kreter hat der Sturm zerstreuet;
Vorbei, geendet ist der Krieg!“
Das hört der Gastfreund mit Entsetzen:
„Fürwahr, ich muß dich glücklich schätzen,
Und dennoch zittr' ich für dein Heil;
Mir grauet vor der Götter Neide;*
Des Lebens ungemischte Freude
Ward keinem Irdischen zu teil.“
„Auch mir ist alles wohl geraten;
Bei allen meinen Herrscherthaten
Begleitet mich des Himmels Huld;
Doch hatt' ich einen teuern Erben,
Den nahm mir Gott, ich sah ihn sterben;
Dem Glück bezahlt' ich meine Schuld.
Drum willst du dich vor Leid bewahren,
So flehe zu den Unsichtbaren,
Daß sie zum Glück den Schmerz ver—
leihn!
Noch keinen sah ich fröhlich enden,
Auf den mit immer vollen Händen
Die Götter ihre Gaben streu'n.
Und wenn's die Gotter nicht gewähren,
So acht' auf eines Freundes Lehren
Und rufe selbst das Unglück her!
Und was von allen deinen Schätzen
Dein Herz am höchsten mag ergetzen,
Das nimm und wirf's in dieses Meer!“
Und jener spricht, von Furcht beweget:
„Von allem, was die Insel heget,
Ist dieser Ring mein höchstes Gut;
Ihn will ich den Erinen? weihen,
Ob sie mein Glück mir dann verzeihen,“
Und wirft das Kleinod in die Flut.
Und bei des nächsten Morgens Lichte,
Da tritt mit fröhlichem Gesichte
Ein Fischer vor den Fürsten hin:
„Herr, diesen Fisch hab' ich gefangen,
Wie keiner noch ins Netz gegangen;
Dir zum Geschenke bring' ich ihn.“
Und als der Koch den Fisch zerteilet,
Kommt er bestürzt herbeigeeilet
Und ruft mit hocherstauntem Blick:
„Sieh, Herr, den Ring, den du getragen,
Ihn fand ich in des Fisches Magen.
O, ohne Grenzen ist dein Glück!“
Hier wendet sich der Gast mit Grausen;
„So kann ich hier nicht ferner hausen;
Mein Freund kannst du nicht weiter sein.
Die Götter wollen dein Verderben;?
Fort eil' ich, nicht mit dir zu sterben.“
Er sprach's und schiffte schnell sich ein.
Schiller.
14. Des Sängers Fluch.
Es stand in alten Zeiten ein Schloß so hoch und hehr,
Weit glänzt' es über die Lande bis an das blaue Meer;
Und rings von duft'gen Gärten ein blütenreicher Kranz,
Drin sprangen frische Brunnen im Regenbogenglanz.“
19νοον sον. ꝰStatt Er inyen, Rachegöttinen. Wie alt das
Verfahren sei, die Götter des Neides anzuklagen, lehrt schon Herodot, bei welchem
Solon sagt, er wisse, daß die Gottheit neüdisch und vollex Wandel sei.
Auch in den zerstäublen Tropfen bei Wasserfällen und Fontainen (spr. fon—
tähnen) sowie auf Tautropfen kann man die Erscheinung der Regenbogenfarben
wahrnehmen.