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139. Die menschliche Nahrung.
essen, leben niemals ausschliesslich von dieser Speise, sondern nehmen
immer Käse dazu; die Reis essende Bevölkerung Chinas und Japans
geniesst ausser dem Reis nicht unbedeutende Mengen von Plischen,
Schweinefleisch, Bohnen, Erbsen u. s. w.; bei ausschliessslicher Reisnahrung
würde der Körper schon nach 14 Tagen zur Arbeit unfähig. Eine rein
animalische, aus getrocknetem Fleischpulver und geschmolzenem Pett
bestehende Kost, wie sie die nordamerikanischen Indianer auf ihren
sagdzũugen geniessen, liegt schwer im Magen und wird nicht von jeder—
mann ertragen.
2. Es fragt sich, in welchem Verhältnis sich animalische und vege-
tabilische Stoffe in der Nahrung befinden sollen. VWären die Lebensmittel
aus dem Pflanzen- und Tierreiche gleich gut verdaulich, so würde im
allgemeinen der Marktpreis darüber entscheiden, ob den ersteren oder
den letzteren der Vorzug zu geben sei. In VNirklichkeit ist es anders:
die animalischen und vegetabilischen Nahrungsmittel enthalten allerdings
im grosssen und ganzen die gleichen Nahrungsstoffe, wenn auch in ver—
schiedenen relativen Mengen, — aber die Ausnutzung derselben im Darm,
wie man gewöhnlich sagt »die Verdaulichkeit« derselben, ist eine ver-
schiedene. Aus animalischen Lebensmitteln — Fleisch, Milch, Eiern etc. —
werden Eiweiss und Fett leicht und vollständig ausgezogen, so dass bei
solcher Kost die Entleerungen kein Eiweiss und wenig Fett enthalten;
in n egetabilischen Lebensmitteln dagegen sind die Nahrungsstoffe
ma st in Hullen aus Pflanzenfaser (Cellulose) eingeschlossen, welche den
dauungssãften des Menschen schwer zugänglich sind; es gehbt daher
bei Pflanzennahrung viel nützliche Substanz wieder ab, ohne dem Or-
ganismus zu gute gekommen zu sein. Bei längerem Aufenthalt im Darme
könnten allerdings auch aus pflanzlicher Nahrung die Nähbrstoffe ziem-
lich vollständig ausgezogen werden, und dies geschieht in der Ihat bei
Pflanzenfressern, deren Darmkanal eine grosse Länge besitzt (20-30omal
so lang wie der Körper); aber bei Fleischfressern und beim Menschen
ist der Darm kurz (nur 6mal so lang wie der Körper), und ausserdem
geht in demselben das Stärkemehl bald in saure Gürung über, wodurch
energische Darmbewegungen angeregt werden, so dass der Dunndarm
rasch entleert wird und die Zeit zur gehörigen Ausnutzung der Nahrung
fehlt. Wenn etwa jemand die zum Leben hinreichende Menge von
Nahrungsstossen nur aus dem Pflanzenreiche nehmen wollte, so müsste
er so ungeheure Quantitäten zu sich nehmen, dass der Magen bald
Viderspruch erheben würde. Wenn man also einen Menschen, dessen
Verdauungswerkzeunge nicht ungewöhnlich viel ertragen können, aus—
schliesslich mit Schwarzbrot und RKartoffeln speisen wollte, so würden
Darmkatarrh, unstillbare Diarrhõen und allgemeiner Verfall des Organis
mus die unausbleiblichen Folgen sein. Dieselben Wirkungen ruft bei
Kindern der im Ubermass genossene Mehlbrei hervor, der im Darm-
kanale saure Gärung eingeht.