fullscreen: Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 3)

Rudolf von Habsburg. 
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es jemals die Hohenstaufen gewesen waren. Die deutschen Fürsten 
konnten sich aber nicht dazu entschließen, einen Herrn zu wählen, der 
im Besitz einer großen Hausmacht war. Deswegen gaben sie ihre 
Stimme dem Grafen Rudolf von Habsburg, der zwar am Oberrhein 
und in der Schweiz begütert war, aus altem Hause stammte, aber 
kein großes Gebiet beherrschte. Die rheinischen Erzbischöfe, be¬ 
sonders Werner von Mainz und der Burggraf von Nürnberg, 
ein Hohenzoller, sollen sich sehr für die Wahl Rudolfs verwandt 
haben. Jedenfalls hatte dieser die deutsche Geistlichkeit auf seiner Seite. 
Sein schlichter, gerader Sinn, seine einfachen Sitten, seine echte 
Frömmigkeit und große Gerechtigkeit sicherten Rudolf von Habsburg 
die Liebe des Volks. 
Der Kampf mit Ottokar von Böhmen. Das Wahlrecht 
war nach dem Verschwinden der großen Volksherzöge, die es 
gleichsam als Vertreter der verschiedenen deutschen Stämme ausgeübt 
hatten, in den Besitz eines Wahlkollegiums übergegangen, das gebildet 
war aus den Erzbischöfen von Mainz, Trier, Köln, dem Pfalzgrafen 
bei Rhein (Erztruchseß), dem Markgraf von Brandenburg (Erzkämmerer), 
dem Herzog von Sachsen (Erzmarschall) und dem König von Böhmen 
(Erzmundschenk). Das Wahlrecht war ursprünglich mit jenen Erz¬ 
ämtern des Reichs verknüpft, und da nun das Amt des Reichsmund¬ 
schenken von Bayern an Böhmen übergegangen war, hatte auch 
Ottokar von Böhmen, obgleich ein Fürst slawischen Geblüts, eine 
Stimme bei der deutschen Kaiserwahl. Während des Interregnums 
hatte er die Herrschaft über Böhmen, Mähren und Österreich erworben, 
auch im preußischen Ordensland, wo er als Beistand der Ritter auftrat, 
eine angesehene Stellung erlangt, so daß er die meiste Aussicht auf 
die Kaiserkrone zu haben glaubte. Der Wahl des Habsburgers ver¬ 
sagte er seine Zustimmung. Durch sein Bestreben, in Böhmen ein großes 
Slawenreich zu gründen, hatte er viele Deutsche beleidigt. Er dünkte 
sich hoch erhaben über den bescheidenen Rudolf von Habsburg, der 
einst unter seinen Fahnen gegen die heidnischen Preußen gefochten 
hatte. Rudolf, der nach seiner Wahl zu Frankfurt a. M. in Aachen 
feierlich gekrönt worden war, forderte Ottokar zur Verantwortung nach 
Würzburg. Dieser stellte sich nicht und gab auch dem Gesandten des 
Kaisers eine hochmütige Antwort. Auf den Beistand des Bayernherzogs 
glaubte Ottokur sich verlassen zu können und wollte alles weitere in seinem 
Erblande Böhmen abwarten. Rudolf aber, der sich durch Familienbande 
inzwischen den Bayernherzog wie den mächtigen Grafen Meinhard von 
Tyrol verpflichtet hatte, zog mit dem Reichsheer nach Österreich, gerade¬ 
zu nach Wien, wo die deutsche Bevölkerung die slawische zur Über-
	        
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