Full text: Lehr- und Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

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146. Friedrich der Große. 
In den Friedensjahren widmete sich König Friedrich mit dem 
größten Fleiße den Regierungsgeschäften. Nie hat ein Fürst thätiger 
für seines Volkes Glück gesorgt als er. Während Ludwig XIV. nach 
dem Grundsatze regierte: „Der Staat bin ich!“, erklärte Friedrich. 
„Das Interesse des Staats ist mein eigenes. Ich bin nur des Staates 
erster Diener.“ Er schaffte die Folter und die Hexenprozesse ab, brachte 
Künste und Wissenschaften wieder zu Ehren, verkündete Denk- und 
Glaubensfreiheit und die Gleichheit aller, es sei Fürst oder Bauer, 
vor dem Gesetze. Mein Stand verlangt Arbeit und Thätigkeit; mein 
Geist und mein Leib beugen sich unter die Pflicht. Daß ich lebe, ist 
nicht nötig, wohl aber, daß ich thätig bin.“ Diesem Grundsatze ge— 
mäß ordnete er alles selbst an, sorgfältig und pünktlich. Schon üm 
4 Uhr des Morgens ließ er sich wecken, um zu arbeiten. Selbst ein 
Muster in treuer Pflichterfüllung, verlangte er aber auch von jedem 
seiner Unterthanen, daß er seine Bürgerpflicht treu erfülle. 
Auf alle eingelaufenen Schreiben und Bittschriften erfolgte rasch 
der Bescheid; oft schrieb ihn der König mit eigener Hand in kurzen, 
treffenden Worten an den Rand. Ungerechtigkeiten duldete er nie. Keinem 
seiner Unterthanen versagte er das Gehör. „Die armen Leute“, sagte er, 
„wissen, daß ich Landesvater bin; ich muß sie hören, dazu bin ich da.“ 
Die freien Stunden, welche ihm die Staatsgeschäfte übrig ließen, 
widmete er der Musik und wissenschaftlichen Thätigkeit. Auch als 
Schriftsteller erwarb er sich Ruhm. Er bediente sich aber der fran— 
zösischen Sprache, denn seine Erziehung war eine frauzösische gewesen. 
Dazu kam, daß die deutsche Sprache und Dichtung zu seiner Zeit 
noch nicht so ausgebildet waren wie die französische und daher den 
großen Geist nicht mächtig genug anzogen. Während der Mahlzeit 
unterhielt er sich am liebsten mit den gebildetsten seiner Offiziere und 
mit berühmten Gelehrten, die er gern zu seiner Tischgesellschaft wählte. 
Da war er in witzigen, sinnreichen Reden unerschöpflich. 
Jedes Jahr bereiste er die Provinzen, um die Truppen zu 
mustern und zugleich nach allem in der bürgerlichen Verwaltung zu 
sehen; hohe und niedere Beamte mußten da Rechenschaft über ihre 
Thätigkeit ablegen, und damit auch die Zeit, welche der König auf 
der Landstraße zubrachte, nicht unbenutzt bleibe, mußten die Land— 
räte und Amtleute neben seinem Wagen herreiten und ihm von dem 
Zustande der Kreise und Ortschaften erzählen. Auch Kaufleute sah er 
gern, um sich bei ihnen nach den Gewerbsverhältnissen und dem Gange 
der Geschäfte zu erkundigen. Mit Bauern und geringen Leuten redele 
er freundlich und treuherzig. Alle Stände hatten sich seiner Hilfe und 
unermüdeten Fürsorge zu erfreuen. 
Nach dem 7jährigen Kriege war seine erste 
richtet, die Wunden zu heilen, welche der Kampf 
schlagen hatte. Das Getreide, welches er schon
	        
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