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Hauswirtschaftliche Tätigkeit.
Aufregungen, Diätfehler u. dgl. werden oft Rückfälle veranlaßt, die gefährlicher sind
als die Krankheit selbst. Fast noch mehr als der Kranke ist der Genesende auf
die liebreiche und verständnisvolle Behandlung seiner Pflegerin angewiesen.
Bewährte Hausmittel. Es ist für alle Fälle gut, namentlich aber auf
dem Lande oder an abgelegenen Wohnplätzen, eine kleine Sammlung von Arznei⸗
mitteln im Hause zu haben, um sie bei leichterem Unwohlsein oder im plötzlichen
Notfalle gebrauchen zu können. Folgende Mittel möge man stets vorrätig haben:
Kamillentee, damit Kinder bei verdorbenem Magen leichter erbrechen.
Pfefferminztee oder Baldriantee, ebenso Tücher zum Wärmen bei Leibschmerzen.
Fliedertee zum Schweißtreiben bei Erkältung.
Bei Halsentzündungen sind Gurgelungen mit essigsaurer Tonerdelösung (1 Tee⸗
löffel auf 1 Glas Wasser) nützlich. Für Kinder sind bei Mandelentzündungen
Formamintabletten oder Pergenolmundpastillen, die man im Mund nach Vorschrift
zergehen läßt, zu empfehlen.
Bei schmerzhaftem, langandauerndem Zahnreißen wirkt das Einreiben der Backe
oder des Unterkiefers mit Ehloroformöl schmerzstillend. Man legt Watte auf die
eingeriebene Seite und befestigt diese mit einem um den Kopf geschlungenen Taschentuch.
Brustpulver und Sennesblätter dienen als Abführmittel.
Senfpflaster ist mitunter bei plötzlich eintretenden Schmerzen von guter Wirkung.
Statt dessen kann man auch geriebenen Meerrettich anwenden. Beides schlägt man
erst in ein dünnes Tuch ein, bevor man es auf die Haut legt, und läßt es nur
so lange liegen, bis sich die Haut rötet. Einfacher und billiger ist aber Senfpapier.
Für zehn Pfennig erhält man in der Apotheke ein genügend großes Stück, auf
dem die Gebrauchsanweisung gedruckt steht.
Ferner halte man vorrätig: Heftpflaster, Englisches Pflaster und etwas
rein gewaschene, geplättete alte Leinwand, Jodoformgaze, Verbandwatte und
Mullbinden. Tritt bei einem Kinde Nasenbluten ein, was namentlich bei schwäch⸗
lichen Kindern nachteilig ist, so löse alle beengenden Kleidungsstücke, namentlich die
Halskragen. Mache kalte Umschläge auf die Nase und den Hals. Das Kind muß
fich auf einen Stuhl setzen, den Kopf leicht nach hinten über die Stuhllehne neigen.
Sieht die Blutung nicht, so steckt man einen Wattepfropf in das blutende Nasen—
loch und drückt über diesem die Nasenflügel fest zusammen. Man rufe den Arzt,
wenn die Blutung nicht aufhört.
Bei plötzlichen Erkältungen der Luftröhre, Lunge usw. wirkt wiederholtes
Trinken recht heißen Zucker- oder Honigwassers oder Flieder- und Brusttees oft
günstig, ebenso das Auflegen eines groben Löschpapiers auf die Brust, worauf
reichlich warmes Rüböl aufgetropft worden ist.
Man glaube aber ja nicht, mit solchen Hausmitteln den Arzt entbehren zu
können, sie dürfen nur mit Vorsicht und bei leichterem Unwohlsein angewandt werden.
tn n Krankheitserscheinungen auf, so wende man sich baldmöglichst an
en Arzt.
Sehr töricht und nachteilig für den Kranken ist die Angst mancher Menschen
vor dem Krankenhause. Vort ist für alle Bedürfnisse des Kranken besser vorge—
sorgt als in der Privatwohnung. —
Breiumschläge: Hafergrütze oder Leinsamen wird mit kaltem Wasser angesetzt
und zu Brei gekocht. Dieser wird mit einem Löffel in die Mitte eines leinenen
Tuches gebracht, das dann von vier Seiten zusammengeschlagen wird. Am besten
macht man zwei Umschläge zum Wechseln. Zum Aufwärmen setzt man auf einen
Topf mit kochendem Wasser eine durchlöcherte Schüssel von Porzellan oder ein
grob durchlöchertes Sieb, legt den Umschlag darauf und läßt den heißen Wasser—
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