164 
Weibliche Erwerbsarbeit. 
allerdings auch leine, das mußte man sagen. Ohne Umschweife auf sein Ziel 
losgehend, fragte er den alten Bauern in Gegenwart der Seinen, ob er gewillt 
sei, den heute silig aemrdenn Wechsel zu decken. 
Sie waren ille aufgestanden. Erstaunt und bestürzt blickten sie auf den 
fremden Eindringling, der so unbefangen gebärdete. Der alte Mann brauchte 
einige Zeit, ehe er die Antwort fand, er habe in dieser Sache doch nür mit 
Herrn Harrassowitz zu tun. 
„Ach was, Harrassowitz!“ rief Edmund Schmeiß. Ich bin jetzt derjenige 
welcher! An mich haben Sie zu zahlen. Bitte, sich überzeugen zu wollen! 
Hier ist die Unterschrift auf der Rückseite des Wechsels!“ 
Der junge Mann hielt dem Bauern das Papier hin und hieß ihn die 
Rückseite beachten. 
Der Bauer sah, daß dort was geschrieben stand, ein Name, wie es schien. 14 
Aber was sollte ihm das! Wie kam dieser junge Mensch, der ihm niemals 
einen Pfennig gegeben hatte, auf einmal dazu, sein Gläubiger zu sein? * 
Er schültelte den Kopf und erklärte, nur an Harrassowitz zu schuldden. 
Edmund Schmeiß wurde ungeduldig. „Herr Gott! Kapieren Sie denn 
rief er. „Sie haben akzeptiert. Hier ist Ihre Unterschrift, nicht· 
wahr?“ 
Der Bauer bejahte, nicht ohne sich seine Unterschrift noch einmal sorgfältig 
betrachtet zu haben. 
Bekennen Sie, die Summe richtig empfangen zu haben? — Ich meine, 
ob Sie zugeben, das Geld, vierhundert Mark, seinerzeit von Harrassowitz per 
Kassa bekommen zu haben?“ 
„Ja, ja! '8 Geld hab ich richtig erhalten von Herrn Harrassowitz.“ 
„Nun sehen Sie also! Harrassowitz hat den Wechsel an mich weiter— 
gegeben. Folglich bin ich jetzt der Inhaber des Wechsels. Die Sache ist so 
lar wie eiwas! Sie mußten denn behaupten wollen, daß ich auf ungesetzliche 
Weise in den Besitz des Akzepts gekommen wäre. Wollen Sie das be⸗ 
haupten?“ X 
Der Bauer stand da mit äußerst verdutzter Miene. Er verstand kein Wort 
von der ganzen Sache. Da aber der andere so sicher auftrat und so beleidigt 
dreinblickie, eß er schließlich ein zauderndes „Nein“ hören. 
„Darum möchte ich allerdings gebeten haben!“ sagte Edmund Schmeiß. 
„Hiermit präsentiere ich Ihnen also den Wechsel. Heute ist Verfalltag. Ich 
frage Sie, ob Sie zahlen?· — 
Der Bauer blickte noch unberständiger drein als zuvor. Auf den Gesichtern 
der Seinen malten sich sehr verschiedenartige Gefühle; aber Schreck und Furcht 
herrschten vor, diesem Fremden gegenüber, der durch jenes Stück Papier Ge⸗ 
walt über den Vater und über sie alle erhalten zu haben schien. 
Der alte Mann bat sich den Wechsel noch einmal aus. Er drehte ihn 
um und um in den zitternden Händen und blickte ratlos drein, die Buchstaben 
verschwammen ihm vor den Augen. Er mußte sich setzen. 
Za, du mein Heiland,“ rief der Bauer in heller Verzweiflung, „‚was soll 
ich denn? Was wollen Sie denn von mir?“ 
„Zahlung! Weiter gar nichts! Zahlen Sie mich aus, Herr Büttner, 
dann ist alles in Ordnung“, erklang die trockene Antwort. 
n 3 Geld! Wo soll ich denn 's Geld hernehmen? Ich hab's 
och nicht!“ 
Edmund Schmeiß zuckte die Achseln. Den neuesten Berliner Gassenhauer 
8
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.