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Eintritt ins Leben der Arbeit.
Das Hausmädchen kam, das Karen in die Kinderstube holen sollte. Ma—
dam warte schon. Dalli, ein bißchen dalli.
Karen sah sie an. Es war ein hübsches Mädchen, rote Backen und rote
Lippen und alles im Gesicht schmal und fein unter einem schlichten, braunen
Scheitel mit weißzackigem Häubchen.
„Anna bin ich“, sagte das Mädchen. „Einige sagen auch Anne. Anna
mag ich lieber.“
Karen mußte gleich an Großmutter denken. So war die wohl gewesen,
als sie jung war. Sauber und flink und so selbstbewußt anständig.
„Ist das alles echt?“ fragte Anna auf der Treppe und griff bewundernd
nach Karens Kopf. „Sie brauchen wohl französisches Haarwasser? Aber das
will ich Ihnen sagen, Ihr Gesicht müssen Sie mit Teerseife waschen. Vierzig
Pfennig das Stück aber Sie werden sonst meintag nicht diese gelben Flecke los.“
„Die können auch gern dableiben“ sagte Karen, wischte mit der Hand
ihr Gesicht und betrachtete ihre Fingerspitzen. Warum nicht. Beißen
tun sie nicht.“
„Aber anstecken vielleicht“ erklärte Anna. „Daß Sie sich um Gottes willen
nicht mit meinem Handtuch abtrocknen.“
Bei der drolligen Angst des Mädchens verlor Karen ihre Schüchternheit,
und ein wunderliches Gefuͤhl von Lachen und Spaßmachen hob sich in ihr.
Sie hatte in diesem Augenblick ihre Sommersprossen ordentlich lieb, fuhr noch
einmal über ihr Gesicht und berührte dann mit der Hand Annas Backe.
„Huh!“ schrie das erschrockene Mädchen auf, nahm vier Stufen auf ein⸗
mal und knickte auf der fünften mit einem leisen Juchzer ins Knie. „Sind
Sie aber eine. Wenn das man gut geht hier mit Ihnen.“
In der Kinderstube saß Frau Björnsen in einem schwarzen Kleide mit
weißem Kragen. Sie hatte den kleinen Knaben auf dem Schoße und hielt
mühsam seine ungeduldigen Hände, die in das offene Bilderbuch greifen wollten
und schon einen großen Riß mitten in die bunte Seile gemacht hatten.
„Guten Tag, Karen. Nun, da bist du ja. Heinz hat schon nach dir ge⸗
fragt. Es paßt ihm gar nicht, daß er drinnen sitzen muß. Er hat die ganze
Woche im Beit gelegen mit Husten und Halsweh, und wir müssen ihn noch
sehr hüten. Ich hoffe, du hilfst mir treu dabei und sorgst, daß ihm die Zeit
nicht lang wird.“
Heinz glitt von dem Schoße der Mutter herunter und stellte sich einen
Augenblick mit zornigen Augen vor Karen hin. Er hatte eine wote Schnupfen⸗
nase, und seine Baͤen waren blaß. Karen streckte die Hand aus, aber er
machte kehrt und kroch mürrisch zu seinen Spielsachen in die Ofenecke.
Laß ihn nur von selber kommen, sagte Frau Björnsen. „Es ist heut
wenig mit ihm anzufangen. Er kann nur bald seine Suppe bekommen und
ins Bett gehen.“
„Nein, keine Suppe und nicht ins Bett“, sagte Heinz heftig und schlug
ein paarmal mit den Hacken auf den Fußboden. Er stieß das braune Pferdchen
von sich und blieb maulend in der Ecke sitzen, während seine Mutter an die
Kommode trat, die Schubladen aufzog und Karen zeigte, wo Kleider und Spiel-—
sachen ihren Platz hatien.
Karen betrachtete mit dem Gefühl eines plötzlichen Reichtums diese reinen,
ordentlichen Dinge. Alles sollte nun ihr gehören — die weißen Hemdchen und
die roten Leibchen, die geringelten Strümpfe und die buntrandigen Taschentücher.
„Nun sorge, daß alles ‚hübsch ordentlich bleibt. Ich mag gern, wenn jedes
seinen netten Haufen hat. Übrigens, es fehlt immer an einen rechten Platz