Selbsterziehung für Beruf und LCeben.
MDe⸗⸗ ist mehr denn Schmuck und Kleid?
„Ein g'sunder Leib, der's in Freuden treit.“
Was ist mehr denn Gold so wertd
„Ein frei Gemüt, so des nit entbehrt.“
Was ist mehr denn glücklich sein?
„Ein fein Gemüt, so des wert allein.“
Annette v. r e
Einem jungen Mädchen auf den Lebensweg.
108. nahrung und Ernährung im jugendalter.
Die meisten von euch fangen nun an, „ihr Brot selbst zu verdienen“.
Da ist's an der Zeit, daß ihr einmal darüber nachdenkt, aus was dieses
„Brot“, d. h. die Tagesnahrung, bestehen muß, wenn sie kraftspendend und
genußreich ist und nicht zuviel vom Arbeitsverdienst verschlingt. Es ist nicht
so schwer, gesund und angenehm sich zu ernähren, man darf nur nicht an
alten Vorurteilen hängen und immer nur mitmachen, „was die andern tun“.
Wir fangen beim Frühstück an. Der leere Magen, der seit etwa zehn
Stunden nichts bekommen hat, und der ausgeruhte Körper verlangen am
Morgen nach kräftiger Nahrung. Der übliche Kaffee ist kein Nahrungsmittel,
er wird es erst durch reichlichen Zusatz von Milch und etwas Zucker. Von
jungen Menschen, insbesondere von den Mädchen, darf kein Bohnenkaffee ge—
trunken werden. Malzkaffee ist ein gesunder Ersatz. Wer's vertragen kann,
trinke nur Milch. Sie ist eines unserer wichtigsten Nahrungsmittel und ich
rufe euch zu: „Hast du Hunger, iß Milch, hast du Durst, trink Milch!“ Die
Hauptnahrung beim Frühstück ist das gestrichene Brot. Bei uns zu Lande ist
Weißbrot, Semmel, uͤblich — wer tüchtig körperlich arbeitet, sollte auch morgens
Schwarzbrot bevorzugen. Gleich bei dieser ersten Gelegenheit möchte ich euch
fest einprägen, daß alle aus den verschiedenen Getreidearten hergestellten Nähr⸗
mittel die beste und schmackhafteste Nahrung sind, die es gibt. In erster Reihe
steht das aus Roggenmehl gebackene, gut ausgetrocknete, wenigstens einen Tag
alte Brot. Denkt einmal darüber nach, in wieviel Wendungen schon unsere
Sprache für Nahrung nur Brot sagt.
Zum Streichen des Brotes nimmt man gern Butter. Dieses wohlschmeckende
und bekömmliche Nahrungsmittel hat nur den Fehler, daß es für manchen
Beutel zu teuer ist. Wie gut ist es, daß frische Margarine, die jetzt in vielen
Fabriken aus den besten und gesündesten Feltstoffen hergestellt wird, ein so
vollkommener und so billiger Butterersatz ist. Billig, wohlschmeckend und nahr—
haft sind auch die verschiedenen Marmeladen und Musarten, ich empfehle sie
sehr als viel Abwechslüng bietenden Brotaufstrich. — Ein gesundes, leider
wenig gebräuchliches Frühstück ist ein Getränk oder eine Suppe aus Hafermehl.
Der wachsende arbeitende Mensch bedarf dann des sogenannten zweiten Früh—
stücks. Wurst- oder Fleischbelag ist unnötig, wer durchaus ein belegtes Brot