Das Haar. 
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richtige Hautpflege kommt der Haarpflege zugute, Reinhaltung des Haarbodens 
ist erfte Bedingüng in der Haarpflege. Die Haut verunreinigt sich bekanntlich 
selbst durch abgestoßene Oberhautzellen, durch Talgreste, durch salzige Rückstände 
des Schweißes, und dazu kommt dann noch aus der Luft der Schmutz. Flei— 
ßiges Kämmen und Bürsten, Waschungen mit lauwarmem Seifenwasser oder 
mit einem Aufguß von Weizenkleie verfehlen nach dieser Seite hin ihre Wir— 
kung nicht. Nach den Waschungen ist das Haar wieder gehörig abzutrocknen, 
um Erkältungen zu vermeiden. Auch ist eine mäßige Einfettung für die Haare 
erwünscht, namentlich nach einem Bade, wobei das Haar gänzlich entfettet wird, 
obwohl sich das Haaär selbst einölt. In den Haarbalg münden ja nahe seiner 
Offnung die Talgdrüsen ein, das sind mehr oder weniger verästelte Schläuche, 
deren Fett sich in den Haarbalg ergießt und Haut und Haar geschmeidig erhält. 
Zu reiche künstliche Einfettung des Haares ist namentlich deswegen nicht ange— 
bracht, weil die Haare zusammenkleben und darauffallende Schmutzteile hängen 
bleiben. Ranzige Fette, also Fette mit freier Fettsäure, machen das Haar 
übelriechend und sind schädlich, einfache Ole sind zusammengesetzten Pomaden 
vorzuziehen. Alle Geheimmittel, die unter hochtrabenden Namen angepriesen 
werden, sind wohl meist entweder nutzlos oder gar schädlich. Verdächtig und 
schädlich unter den Schönheitsmitteln sind ähnlich den Schminken die Haar— 
färbemittel. Was würde man ferner von einem Gärtner sagen, der die Kronen 
und Stämmchen seiner Baumpflanzungen verstümmeln und durch öfteres Ziehen 
im Boden lockern wollte? Gleichwohl kann man ruhig zusehen, wie das Brenn— 
eisen fortgesetzt an den Haarschäften zieht und sie ausdörrt und schrumpfen 
macht. Dem vernünftig Denkenden muͤssen dabei fürwahr die Haare zu Berge 
stehen, der Strang glatter Muskelfasern, der am Haarbalg sich hinzieht, kommt 
von selbst in Tätigkeit und stellt die schief eingelassenen Haarschäfte senkrecht, 
die Haare sträuben sich ob solcher Grausamkeit, die man an ihresgleichen 
begeht. 
Interessant ist ein Blick in irgend ein Trachtenwerk, er zeigt uns, wie die 
Haarpflege im Laufe der Jahrhunderte gewechselt hat, und wie sogar der 
jeweilige Zeitgeist in Kopfputz und Haarfrisur sich spiegelt. Die germanischen 
Jungfrauen und Frauen ließen in früher Zeit das volle Haar offen über den 
Rücken herabwallen, das war die einfachste, natürlichste und darum auch eine 
sehr schöne Frisur. Der einzige Schmuck dieser Haartracht war das Schapel, 
ein Reifen, der das Haar von der Stirn zurückhielt. Es war oft ein Kranz 
von natürlichen Blumen, in der wir der einfachsten Form der Krone begegnen, 
oder es war eine Perlenschnur oder ein silberner oder goldener Reifen, der 
mit Edelsteinen besetzt war. Diese schlichte und natürliche Haartracht behauptete 
sich bis ins 14. Jahrhundert, erst da fing man an, das Haar zu flechten, und 
zwar so, daß man das Haar jeder Kopfseite zu einem Zopfe vereinigte, den 
man schneckenartig um Ohr und Schläfen trug, oder man legte die Zöpfe um 
den Kopf und vereinigte sie an der Stirn mit einer Agraffe oder einem Feder— 
busch. Frauen, die vor Gericht einen Eid zu schwören hatten, mußten dies bei 
ihren Zöpfen tun. Vor der Eidesleistung wurden die Zöpfe auf ihre Echtheit 
geprüft und während des Schwures die Flechten um die linke Hand gewickelt 
und auf die Brust gelegt, während die Rechte sich auf den Amtsstab des 
Richters stützte. — Sobald man in der Haartracht die natürliche Einfachheit 
verlassen, kamen Lockenwickel und Brenneisen Mutter Natur zu Hilfe. Stunden— 
lang mußte der von Putzsorgen gefüllte Kopf stillhalten, damit die staunens— 
werlen künstlichen Anordnungen seiner Haare getroffen werden konnten. Die 
Locken umstanden zu mancher Zeit senkrecht wie Orgelpfeifen das Haupt oder
	        
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