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Der Beruf der Frau im Hause. 
An Reinwald habe ich wieder geschrieben und ihm vorgestellt, daß Christophine 
sich jetzt nicht sogleich auf den Ruͤckweg machen kann. Ohnehin kann ja jetzt 
noch niemand durch jene Gegend reisen. Ist alles Unangenehme der Geschäfte 
vorbei und sind Sie, liebste Mutter, etwas beruhigt, so kann Christophine dem 
Wunsche ihres Mannes nachgeben. Ein großer Trost wäre mir's, liebste 
Mutter, Sie wenigstens in den ersten drei, vier Wochen nach der Trennung 
von Christophinen bei Bekannten zu wissen, weil die Gesellschaft unserer Luise 
Sie doch immer an die vorigen Zeiten zu sehr erinnern wird. Sollte aber 
keine Pension von dem Herzog gegeben werden und der Verkauf der Sachen 
Sie nicht zu lange aufhalten, so könnten Sie vielleicht mit den Schwestern 
gleich nach Meiningen reisen und würden sich dort in der neuen Welt um so 
eher beruhigen. Alles, was Sie zu einem gemächlichen Leben brauchen, muß 
Wnen werden, beste Mutter, und es ist nun hinfort meine Sache, daß keine 
Sorge Sie mehr drückt. Nach so vielen schweren Leiden muß der Abend 
Ihres Lebens heiter oder doch ruhig sein, und ich hoffe, Sie sollen im Schoß 
Ihrer Kinder und Enkel maänchen frohen Tag genießen. Alles, was unser 
teurer Vater an Briefschaften und Manuskripten hinterlassen, kann mir durch 
Christophine mitgebracht werden. Ich will suchen, seinen letzten Wunsch zuͤ 
erfüllen, der auch für Sie, liebste Mutter, Nutzen bringen soll. Herzlich um— 
armen wir Sie und die lieben Schwestern. 
Ihr ewig dankbarer Sohn 
F. Schiller. 
34. Die Mutter fehlt. 
Unsere gute Mutter war nach schwerer Krankheit gestorben. Mit sechs 
Kindern war unser Vater zurückgeblieben. Stineliese war eben konfirmiert 
und mußte nun das Hauswesen besorgen. Unser Vater klagte nicht, aber ich 
sah ihn am Sonntage und manchen Äbend auf der Bank sißen, den Kopf auf 
den Tisch gestützt, die Augen vor sich auf den Boden gerichtet. Er pflegte 
überhaupt nicht viele Worte zu machen, unser Vater; er war eine grüblerische 
Natur, behielt alles Schwere für sich, so daß unsere Mutter ihm manchmal 
einen Vorwurf daraus hatte machen müssen; aber so still wie nun, meinte 
i Prr er doch nie gewesen. Wir Kinder standen in dieser Zeit oft scheu 
eiseite. 
Wer schärfer sah, als Kinderaugen sehen konnten, der merkte, daß der 
Vater in kürzer Zeit um Jahre gealtert hatte. Eines Tages kam er noch 
lange vor Feierabend aus dem Holze, langsam, gesenkten Hauptes; es schien, 
als machte es ihm Mühe, über die Haustürschwelle zu treten. Er stellte die 
Art in die Ecke, sah sie eine Weile stumm an, schüttelte dann mühsam das 
Haupt und sagte: „Kinder, es will nicht mehr!“ 
Er hatte seine Kräfte übernommen; auch plagte ihn wieder die alte Gicht, 
die er sich in den Kriegsjahren beim Biwalieren auf der nassen, kalten Erde 
zugezogen hatte. Für einen Mann von der Art unseres Vaters konnte es 
nichts Unerträglicheres geben, als wenn er seiner altgewohnten Tagesarbeit 
nicht nachgehen konnte; gleich schweren, schwarzen Wolken legte sich die Sorge 
über ihn. Es kam hinzu, daß er nun erst recht erkannte, wie sehr der Haus— 
halt seit der Mutter Tode zurückgegangen war. Die Kuh wollte keine Milch 
mehr geben, die Hühner wollten keine Eier mehr legen, die Gänse ließen die 
Flügel hängen, und das Schwein, das schon so güt imstande gewesen war, 
lag eines Morgens tot im Stalle. Die Mutter, die Mutter, ach, sie fehlte 
dem Vater und fehlte uns Kindern; sie fehlte uns überall. in der Stube
	        
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