Eine dreifache Schnur reißt nicht, Burkhard! Dir machen nur die Prämien 
noch Sorge, das merk' ich schon; aber wenn's in der ersten Zeit auch 
einmal damit hapert, so springen wir ein; denn wir schnitten uns ja 
ins eigene Fleisch, und dann mußt du wissen, daß eine gute Lebensver— 
sicherung dem Versicherten auf seine Police sogar ein Darlehn gewährt. 
Darum Mut, Bruder, mit Gottes Hilfe bist du bald wieder der Meister 
Burkhard und wohnst vielleicht noch einmal unter deinem eigenen Dache!“ 
Dem guten Burkhard war es zumute wie einem Träumenden, und 
Hoffnung, Mut und Lebenslust zogen wieder in sein Gemüt ein. Was 
die Freunde versprochen, wurde unverweilt ausgeführt. 
Der Vorschußverein lieh Burkhard eine Summe, für die er das 
nötigste Handwerkszeug anschaffen und sich wieder selbständig machen 
konnte. Anfangs mußte sich's der Meister freilich sauer genug werden 
lassen und am roten Heller sparen; denn der Vorschußverein hatte sich 
591 Zinsen ausbedungen und verlangt, daß vom zweiten Jahre ab das 
Kapital in Teilbeträgen zurückerstattet werde. Daneben mußte Burkhard 
die Lebensversicherungsprämie erschwingen. Aber es fehlte auch nicht am 
Gelingen, und als er die letzte Rate forttrug, begleitete ihn Freund 
Schulten, damit er ein zweites Darlehn aufnehmen und an einer belebten 
Straße einen Laden einrichten könnte. Nun kam Burkhard rasch vor⸗ 
wärts, und nach wenigen Jahren war seine Schuld getilgt, ohne daß die 
Bürgen hätten für ihn eintreten müssen. Das Schriftstück, durch welches 
ihm die Lebensversicherung ein schönes Kapital in Aussicht stellte, hütete 
er wie einen Schatz, und auf demselben Wege sicherte er sich eine Summe, 
die ihm einst die Ausbildung seiner drei Söhne erleichtern sollte. Oft 
aber gestand er mit bewegtem Herzen, daß er nächst seinen treuen 
Freunden jenem Brandunglück, das ihn zum armen Manne gemacht, sein 
Glück zu verdanken habe. veineckes „Lesebuch f. gewerbl. Fortb.⸗Schulen“. 
125. Vom Versicherungswesen. 
Die Gesellschaft sagt dem einzelnen: „Arbeite und erwirb, und 
du wirst haben, was du brauchst!“ 
Das ist richtig, solange es nur regelmäßiges, vorauszusehendes 
Bedürfnis zu befriedigen gilt. Ich weiß, daß ich morgen essen muß; 
ich weiß, daß ich im Frühjahr einen neuen Anzug brauche; ich muß 
daher heute arbeiten und im Winter sparen, sonst muß ich morgen 
Hunger leiden, und wenn die warme Junisonne scheint, in den 
dicken Kleidern laufen. 
Außerordentlichen Anforderungen gegenüber, wie sie plötzlich 
und unversehens eintretende Unglücksfälle mit sich bringen, versagt 
aber dieser Rat, der jeden auf seine eigenen Beine stellt, die knicken 
ein unter der Last, die ein so plötzlich eintretendes Unglück dem 
Menschen auf den Nacken lädt. 
Nehmen wir zum Beispiel einen kleinen Landwirt, der in harter 
Arbeit dem Stückchen Boden, das er besitzt, so viel abringt, daß er 
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