Full text: Ferdinand Hirts neues Realienbuch

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Naturlehre. 
IV 
Ein Stück Steinkohle kann mit einem Zündhölzchen nicht angezündet 
werden. Wird es aber in die Ofenglut gebracht, so brennt es mit großer 
Heftigkeit. Bei niederen Wärmegraden verbindet sich der Kohlen¬ 
stoff schwer, bei hohen heftig mit Sauerstoff. Deshalb werden 
Pfähle, die in die Erde geschlagen werden sollen, an ihren unteren Enden 
angekohlt. Sie widerstehen dann der Fäulnis. 
D. Leuchtstoffe. 
1. Der Schwefel. 1. Vorkommen. In vulkanischen Gegenden (Sizilien) 
findet sich der Schwefel rein oder „gediegen". Im Harze, im Erzgebirge, 
in Schlesien und in Böhmen tritt er in Verbindung mit Metallen auf 
(Schwefelkies, Bleiglanz). In geringer Menge ist Schwefel auch im Tier- 
und Pflanzenkörper enthalten. 
2. Gewinnung. Ist der Schwefel durch Erde verunreinigt, so wird 
er in eisernen Kesseln geschmolzen. Während die Beimengungen sinken, kann 
der flüssige Schwefel abgeschöpft werden. Füllt man ihn in Röhren, so 
erstarrt er zu Stangenschwefel. Bringt man ihn in einer Retorte zum 
Sieden, und leitet man die entstandenen Dämpfe in eine abgekühlte Vor¬ 
lage, so schlagen sie sich als Schwefelblüte oder Schwefelblumen nieder. 
Wenn man Bindfäden in flüssigen Schwefel legt, so entstehen die Schwefel¬ 
fäden. 
3. Verwendung, a) Der leicht brennbare Schwefel ist ein vortrefflicher 
Zündstoff. 
d) Er verbindet sich beim Verbrennen mit dem Sauerstoffe zu einem 
stechend riechenden Gase, der schwefligen Säure. Bringt man eine rote 
Rose in diese Luftart, so wird sie gebleicht. Deshalb entfernt man Obst¬ 
oder Rotweinslecke aus der Wäsche, indem man sie anfeuchtet und über 
brennenden Schwefel hält. 
o) Von zwei mit Schimmel bedeckten Brotscheiben verschließt man die 
eine in einem Gefäße, in dem Schwefel verbrannt wurde. Die andre legt 
man an einen dunkeln, feuchten Ort. Nach kurzer Zeit ist sie vollständig 
verschimmelt, die Pilze ans dem ersten Stücke sind abgestorben. Die giftige 
Säure hat die vorhandenen Pilzkeime vernichtet. Deshalb werden Wein¬ 
fässer und Konservenbüchsen vor der Füllung „geschwefelt" und Kranken¬ 
zimmer durch brennenden Schwefel desinfiziert. 
ä) Man mengt einen Teil Schwefelblüte mit einem Teile Kohlenpulver 
und fünf Teilen Kalisalpeter. Bringt man eine glühende Kohle in die 
Mischung, so verpufft sie. Aus denselben Stoffen wird das gewöhnliche 
Schießpulver zusammengesetzt. Bei der Erwärmung verbindet sich der 
Schwefel mit dem Sauerstoffe der Luft zu schwefliger Säure. Die ent¬ 
zündete Kohle geht in Kohlenoxyd über. Aus dem Salpeter wird Stick¬ 
stoff frei. Alle diese Gase nehmen plötzlich einen bedeutend größeren Raum 
ein als das Schießpulver, aus dem sie entstanden sind. Deshalb treiben 
sie die Kugel ans dem Gewehrlaufe und reißen Felsen auseinander.
	        
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