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Dingen mehr entsprach. Allein Diether zeigte sich keineswegs geneigt, seine
Stellung ohne Kampf aufzugeben, um so weniger als er im eigenen Lande auf
den Beistand des Neunstädtebundes, von auswärts der Hilfe des Kurfürsten von
der Pfalz und des Grafen von Katzenellenbogen vertrauen konnte. Dagegen
sammelten sich um den neuernannten Bischof zunächst seine Stammesgenossen, dann
mittelst Sold und in der Hoffnung auf Ländererwerb die alten Feinde der Pfalz:
Graf Ulrich von Württemberg, Markgraf Karl von Baden, dessen Bruder Georg,
Bischof von Metz, der Wittelsbacher Herzog Ludwig von Veldenz, sowie noch viele
andere Grafen und Herren. Der Herbst des Jahres 1461, dann der Frühling
von 1462 waren Zeugen jener Verheerungen und Raubzüge, mit denen die beiden
Geguer jeder das ihm feindliche Land bedrängten. Im Juni des zuletzt ge—
nannten Jahres sollte endlich der Kampf zur Entscheidung kommen.
Es hatte nämlich Markgraf Karl von Baden die Nachricht erhalten, welche
sich überdies noch durch einen aufgefangenen Brief zu bestätigen schien, der be—
sonders in offener Feldschlacht so gefürchtete Kurfürst Friedrich sei entweder in
den Rheingau oder zu Herzog Ludwig von Bayern-Landshut gezogen. Diese
günstige Gelegenheit wollte nun der Markgraf benützen, um den Pfälzern die
Ernte zu verderben und die Gegend um Heidelberg zu verwüsten, weswegen
er seine Bundesgenossen, den Grafen Ulrich von Württemberg, die Bischöfe
Johann Nix von Speyer und Georg von Metz aufmahnte, mit reisigem Zeuge
und Fußknechten zu ihm zu stoßen. Am W. Juni vereinigten sich die Scharen
um Pforzheim und rückten ungesäumt vorwärts gegen Bretten ins Pfälzerland.
Dabei hatten die Reiter Aeste in die Schweife ihrer Pferde gebunden, um das
Getreide, welches etwa noch vom Hufschlag verschont geblieben, wie mit einer
Egge zu vernichten.
Der Verbündeten Plan, das Städtchen Heidelsheim zu erobern und sich so
bei ihrem Vormarsche einen festen Punkt im Rücken zu sichern, scheiterte an dem
tapferen Widerstand der Besatzung. Nach drei Tage währender Belagerung
zogen die Fürsten den Neckar abwärts und schlugen am 29. Juni nur wenige
Slunden von Heidelberg zwischen St. Leon und Roth ein Lager, in welchem sie
die Ankunft Ludwigs von Veldenz zu erwarten gedachten. Hierher kam der Bischof
von Speyer mit der Nachricht, bis jetzt seien höchstens 500 Pfälzer in der
Gegend, und man möge mit der Ausführung des Unternehmens eilen, ehe der
Qurfürst seinem bedrohten Lande zu Hilfe käme. Da die Fürsten seither immer
nur kleine Abteilungen Pfälzer erblickt und diese sich stets zurückgezogen hatten,
so glaubten sie der Versicherung des Bischofs um so leichter und beschlossen, ihr
Fußvolk in der Wagenburg bei Heimsheim zurückzulassen und nur mit 700 Reisigen
noch in der Nacht zur Verheerung der Fluren zwischen Neckar und Rhein auf⸗
zubrechen. Sie verbrannten auch alsbald die um Heidelberg liegenden Dörfer
und streiften dann, gleiches Verderben zu bereiten, durch den Schwetzingerwald
nach Seckenheim. Doch schon nahte der Rächer.
Der Kurfürst war rechtzeitig von den Anschlägen seiner Feinde unterrichtet,
wie wir aus einem Schreiben desselben an Herzog Ludwig den Reichen von
Bayern-Landshut ersehen, worin er von diesem eine Hilfe von 300 Reisigen
oder 2000 Fußknechten verlangt. Er selbst ist es gewesen, der die Nachricht
von seiner Wwesenheit verbreiten ließ und die Stürme der Feinde auf Heidels⸗
heim abschlug. Sein Marschall Bernhard von Bach stand, um ihn nötigenfalls
zu unterftühen, in Gochsheim. Den von Heidelsheim abziehenden Feinden
schickte der KQurfürst zur Beobachtung Lutz Schott, Simon von Thalheim und
Martin Ruschner nach. Gleichzeitig erging an den Bischof Diether und den