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18. Treuer Tod.
Georg Scheurlin.
Wir zogen miteinander,
Hornist und Musketier;
vier Arme, wenn wir stritten,
zwei Füße, wenn wir schritten,
ein Herz, wenn im Quartier.
Wir hielten fest zusammen,
was immer mochte sein;
sobald mein Horn sich rührte,
da focht und da marschierte
der Brave hinterdrein.
Bis auf das Feld von Lützen —
da traf die Kugel recht,
da lag in seinem Blute
der treue und der gute,
der tapfre Landeskuͤecht
Und sprach: Daß Gott genade!
Mir kommt die letzte Notl
Nun deck mich zu mit Rasen
und thu das Lied mir blasen:
„Wohl starb er treuen Tod.“
Ich nahm ihn in die Arme,
die Augen schloß er sacht;
ob er, ob ich geschieden? —
Wir lagen beid in Frieden,
und tief auf uns die Nacht.
Drauf deckt' ich ihn mit Rasen,
so wie er mir gebot,
und blies mit hellen Zähren:
ihm übers Grab zu Ehren:
„Wohl starb er treuen Tod.“
Als wir nun heimwärts zogen
die Fahne flog im Wind —
da jauchzten Väter, Brüder,
da drängte durch die Glieder
ein Weib mit ihrem Kind.
Sie forschte rings und winkte
mit Augen thränenrot,
das Herz schier wollt' mir brechen,
ich blies — nicht konnt ich sprechen —:
„Wohl starb er treuen Tod.“
19. Das beste Kreuz.
Karl Gerok.
Ein eisern Kreuz, wie prächtig hängt's
an eines Tapfern Brust!
Der König schickt's, der Mann empfüngt's
und trägt's mit stolzer Lust
und freut sich, bis den Ehrenlohn
die Mutter und die Braut
am schmucken Schatz, am braven Sohn
beim Siegesheimzug schaut.
Doch pfiff das Blei, daß blutig wund
ein Krieger wankt und sinkt:
ein rotes Kreuz auf weißem Grund
ist's, was ihm tröstlich winkt;
ihn stützt und führt aus heißer Schlacht
ein rot bekreuzter Arm
dahin, wo schon sein Bett gemacht,
da ruht er weich und warm.
Und wenn ins Herz die Kugel traf,
ist ledig aller Pein,
still senken ihn zum letzten Schlaf
die Kameraden ein.
Ein schwarzes Kreuz auf grünem Plan
verkündigt's an der Stell':
Hier liegt ein Held und schläft heran
den himmlischen Appell.
Doch seht ihr all die Kreuze gern,
vergeßt, ihr Krieger, nicht
das beste Kreuz, das Kreuz des Herrn,
das allen Heil verspricht!
Dem Kämpfer gibt es tapfern Mut,
dem Wunden stillt's den Schmerz,
dem Toten dient's zur Grabeshut
und deutet himmelwärts!
20. Heimkehr des Soldaten.
Friedrieh v. Sechiller. (Aus „Wallenstein“.)
O schöner Tag! wenn endlich der Soldat
ins Leben heimkebrt, in die Menschlichkeit,
zum frohen Zug die hPahnen sich entfalten,
und heimwärts schlägt der sanfte Friedensmarsch.