Ul. Die drei Federn.
Karl Ferdinands.
Wir haben unsere Gans gerupft
Draußen auf dem Feld.
Die Federn sind in den Wind gehupft
Und fliegen um die Welt.
Eine fliegt ins Wasser,
Die andere in das Moos,
Die dritte fällt dem Sonntagskind
Heut abend in den Schoß.
112. Der alte Sultan. -
Jakob und Wilhelm Grimm.
Es hatte ein Bauer einen treuen Hund, der Sultan hieß; der war
alt geworden und hatte alle Zähne verlören, so daß er nichts mehr fest
packen konnte. Zu einer Zeit stand der Bauer mit seiner Frau vor der
Haustür und sprach: „Den alten Sultan schieß' ich morgen tot, der ist
zu nichts mehr nütze." Die Frau, die Mitleid mit dem treuen Tiere
hatte, antwortete: „Da er uns so lange Jahre gedient hat und sich ehrlich
bei uns gehalten, so könnten wir ihm wohl das Gnadenbrot geben."
„Ei was," sagte der Mann, „du bist nicht recht gescheit; er hat keinen
Zahn mehr im Maul, und kein Dieb fürchtet sich vor ihm, er kann jetzt
abgehen. Hat er uns gedient, so hat er sein gutes Fressen dafür gekriegt."
Der arme Hund, der nicht weit davon in der Sonne ausgestreckt
lag, hatte alles mitangehört und war traurig, daß morgen sein letzter
Tag sein sollte. Er hatte einen guten Freund, das war der Wolf; zu
dem schlich er abends hinaus in den Wald und klagte über das Schicksal,
das ihm bevorstände. „Höre, Gevatter," sagte der Wolf, „sei guten
Mutes, ich will dir aus deiner Not helfen. Ich habe etwas ausgedacht.
Morgen in aller Frühe geht dein Herr mit seiner Frau ins Heu, und
sie nehmen ihr kleines Kind mit, weil niemand im Hause zurückbleibt.
Sie pflegen das 5linb während der Arbeit hinter die Hecke in den
Schatten zu legen; lege dich daneben, gleich als wolltest du es bewachen.
Ich will dann aus dem Walde herauskommen und das Kind rauben;
du mußt mir eifrig nachspringen, als wolltest du es mir wieder abjagen.
Neuland. 1. 4. Aufl. 7