I
Waldes und gab ihm Brei aus einem Napfe, und die Kühe weideten
unterdessen auf der Wiese. Im Walde an der Wiese waren böse Wölfe.
Die Kühe aber gingen von der Wiese in den Wald, wo es kühl war
und auch viel Gras wuchs. Da dachte die Frau, die Wölfe könnten
kommen und die Kühe fressen.
Darum gab sie dem Kinde den Napf mit dem Brei und einen
hölzernen Löffel dazu. Dabei sagte sie: „Da, Kindchen, nimm und
iß; nimm aber den Löffel nicht zu voll!" Und nun stand sie auf
und ging in den Wald und wollte die Kühe heraustreiben.
Wie nun das Kind so allein saß und aß, kam eine große Wölfin
aus dem Walde herausgesprungen und gerade auf das Kind los. Die
Wölfin faßte das Kind mit den Zähnen hinten an der Jacke und
trug es in den Wald. Als die Mutter wiederkam, war kein Kind
mehr da. Der Napf lag auf der Erde, aber der Löffel lag nicht
dabei; denn den hatte das Kind in der Hand festgehalten. Wie das
die Mutter sah, dachte sie gleich: das hat der Wolf getan. Und nun
- lief sie in das Dorf und rief die Leute heraus.
Unterdessen kam ein Bote durch den Wald gegangen, der hatte sich
verirrt. Wie er nun so durch den Wald geht und den Weg sucht,
hört er etwas sprechen. Und es sagt immer: „Geh, oder ich geb' dir
was!" Als er das Gebüsch voneinander tut, sieht er ein Kindchen
auf der Erde sitzen und sechs kleine Wölfe darum herum. Die Wölfe
fahren immer auf das Kind zu und schnappen ihm nach den Händen.
Aber die alte Wölfin war nicht dabei; die war wieder in den Wald
gelaufen. Wenn ihm nun die Wölfchen nach den Händen schnappen,
schlägt das Kind sie mit dem hölzernen Löffel auf die Nase und sagt
immer dazu: „Geh, oder ich geb' dir was!"
Der Bote lief geschwind hin und schlug mit dem Stocke unter die
kleinen Wölfe, daß sie alle davonliefen. Das Kind nahm er schnell
von der Erde und lief und lief; denn er dachte, die alte Wölfin könnte
wiederkommen. Doch dauerte es gar nicht lange, da kamen die Bauern
aus dem Dorfe und wollten den Wolf totschlagen. Die Mutier kam
auch mit ihnen und sah, daß der Wolf ihr Kind nicht gefressen hatte.
Da war sie sehr vergnügt und dankte dem guten Manne tausendmal;
noch mehr aber dankte sie dem lieben Gott, der ihr Kind behütet hatte.
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