Object: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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Wie merkwürdig ist Asien! Es ist die Wiege des Menschenge¬ 
schlechts. Von hier aus ist Europa bevölkert, von hier aus ist die 
Bildung durch Religion, Wissenschaft und Kunst ausgegangen. 
Hier ist der Ursprung der drei Hauptreligionen: der christlichen, 
jüdischen und muhamedanischen. Hier wurden die ältesten und 
wichtigsten Erfindungen gemacht: das Eisen zu schmieden, die Schreib¬ 
kunst, die Glas- und Papierfabrikation. Von Asien aus erhielten wir 
Äpfel, Birnen, Kirschen, Nüsse u. s. w., so wie wir jetzt noch Baum¬ 
wolle, Spezereien, die edelsten Gewürze, und so vieles andere 
von daher erhalten. Hier standen einst die ältesten, berühmtesten Reiche 
und die blühendsten Staaten! Aber die Pracht und Herrlichkeit alter 
Zeit ist längst verfallen und nur Trümmer sind davon noch übrig! 
28. Palästina. 
Palästina enthält einen Flächenraum von 450 Quadratmeilen. Es 
hat gegenwärtig ungefähr noch dieselben Grenzen wie zur Zeit Christi; 
gegen Norden das hohe Libanongebirge, gegen Osten und Süden 
Arabien und gegen Westen das mittelländische Meer. Das Haupt- 
gebirge des Landes, obwohl an der Grenze und mehr in Phönicien 
gelegen, der Libanon und Antilibanon, ist in der rauheren Jah¬ 
reszeit mit Schnee bedeckt; von seinen Höhen kommen mehrere Ge¬ 
wässer. Einst war er dicht mit herrlichen Cedern bewachsen, doch 
jetzt sind sie bis auf wenige Hundert verschwunden. Bemerkenswerth 
wegen ihrer Erinnerungen in der biblischen Geschichte sind ferner: das 
Karmelgebirge, vom Libanon bis zum mittelländischen Meere — der 
Tabor, östlich vom Karmel, in der Nähe des Sees Genezareth — 
und der Olberg, nur eine Viertelstunde voll Jerusalenl entfernt. 
Die vorzüglichsten Flüsse nnb Seen sind: der Jordan, der auf 
dem Antilibanon entspringt. Nach zwei und einer halben Stunde fließt 
der Jordan in das galiläische Meer (auch See Genezareth, 
See Tiberias genannt). Drei Meilen lang und in der Mitte eine 
Meile breit, bildet dieser See eine herrliche Wasserfläche, belebt von 
Fischen und einst auch von daralis fahrenden Fischern, mit grünen Ufern, 
die zu Christi Zeiten init Städten unb Dörfern besäet waren, die aber 
jetzt nur noch einige arme Ortschaften enthalten, deren Einwohner nicht 
einmal Kähne zum Befahren des Sees haben. An dem Gestade die¬ 
ses herrlichen Sees war es, wo der Herr Jesus so gerne weilte und 
so oft lehrte; dort lag Capharnaum, das er sich zur Heimath er¬ 
wählt hatte. Mehrere Apostel waren aus dieser Gegend, und Petrus 
und Andreas, Johannes und Jakobus befuhren als Fischer den 
See Genezareth mit ihren Barken. 
Nach seinem Austritt aus dem See Genezareth durchlälift der Jor¬ 
dan in vielen Krümmungen eine große Ebene. Gegen das Ende^ sei¬ 
nes Laufes wird das Wasser des Jordans immer gelblicher' lind träger, 
seine Umgebungen immer dünner und trauriger, bis es sich endlich init
	        
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