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mit einem verrosteten Draht den Kehricht durcheinander, las alte Zeug—
reste in seinen Sach und suchte Eisenstücke zusammen, aber um die Veilchen
kümmerte er sich nicht, damit konnte er ja kein Geld verdienen.
So blieben sie liegen, und niemand beachtete sie. Die Blätter
wurden gelb. Aber in den Wurzeln war noch frische Kraft. Sie wurden
naß vom Regen und drängten sich in die Erde hinein und sogen und
sogen und tranken das Himmelswasser. Und siehe da! Nach ein paar
Tagen hatten sich einige erholt, und aus den dicken Wurzeln kamen
Knone hervor und aus ihnen neue Blätter. Freilich, als dann der
Hert fam, da vertrockneten auch diese und vergingen vollständig. Doch
n x Erde lagen noch die lebensstarken Wurzeln. Die ruhten den
Wint über unter Eis und Schnee begraben, und niemand ahnte ihr
Dasein. Als aber Ostern wiedergekommen und der Sonnenschein den
letzten Frost aus dem Erdboden vertrieben hatte, da wuchsen am Rande
des großen Kehrichthaufens süß duftende, blaue Veilchen. Und am
Himmelfahrtstage kamen zwei kleine Jungen vorbei, die blieben stehen,
und der eine sagte: „Guck mal, Erni, was da alles liegt!“
Da sah Erni die Veilchen zu ihren Füßen, und als er ihren Wohl—
geruch merkte, sagte er: „O, die riechen fein! Die nehm' ich mit.“ Und
er nahm sie aus der Erde und brachte sie nach Hause und legte sie
seiner Mutter in den Schoß. Da freute sich auch die Mutter über den
Duft der Blumen und pflanzte, die noch Wurzeln hatten, in den Garten
hinterm Hause, und — da stehen sie noch heute und haben auch in
diesem Jahre wieder geblüht.
133. Weihnachten.
Wilhelm Hey.
1. Die schönste Zeit, die liebste Zeit,
Sagt's allen Leuten weit und breit,
Damit sich jedes freuen mag,
Das ist der liebe Weihnachtstag.
2. Den hat uns Gott der Herr bestellt,
Den herrlichsten in aller Welt,
Daß jung und alt, daß groß und klein
So recht von Herzen froh soll sein.