Metadata: Kurzer Lehrgang der Alten Geschichte

§ 103. Christenverfolgungen unter Trajan und Mark Aurel. 
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angebetet, indem sie Weihrauch- und Weinspenden darbrachten. Übereinstimmend 
sagten sie aus, ihr Irrtum oder Fehler habe hauptsächlich darin bestanden, daß 
sie sich an bestimmten Tagen vor Sonnenaufgang zusammengefunden und wechsel¬ 
weise Verse aus Christus gesprochen hätten wie auf einen Gott, ferner daß sie 
sich eidlich verpflichtet hätten nicht etwa zu einem Verbrechen, sondern Diebstahl, 
Raub und Ausschweifung zu meiden, ihre Versprechungen zu halten und kein 
Guthaben zu verleugnen; darnach hätten sie sich gewöhnlich getrennt und später 
wieder versammelt, um gemeinschaftlich unschuldige Mahle zu genießen. Alles das 
lieh es mir um so notwendiger erscheinen, einige durch Anwendung der Folter 
zum Geständnis der Wahrheit zu zwingen. Allein ich habe an ihnen nichts 
anderes entdecken können, als eine verirrte, bis ins Übermaß getriebene Aber¬ 
gläubigkeit. Die Sache schien mir deiner Erwägungen wert wegen der Menge 
derer, die in diese Gefahr verwickelt sind; und das sind Leute jedes Alters und 
Standes, und nicht bloß in den Städten, sondern auch in den Dörfern und 
Gehöften". 
§ 104. 
Verfall des Reiches unter Cormnödus und den -Soldatenkaisern 
180 — 284. 
1. Gomrnodus (180—192), der verschwenderische Sohn des Mark Aurel, 
erkaufte den äußeren Frieden durch Gebietsabtretungen und durch Tribute 
an die Feinde. Er führte eine grausame Regierung, trat öffentlich als Gla¬ 
diator auf und endete durch Mord. 
2. Die 28 SoldatenKaiser (192 — 284). Nach Commodus folgte eine 
lange Reihe sogenannter Soldatenkaiser, welche von den Truppen des Reiches, 
namentlich den Prätorianern, nach Willkür ein- und abgefetzt wurden. 
Nur wenige von ihnen sind eines natürlichen Todes gestorben. Durch un¬ 
sägliche Sittenverderbnis und durch rühmlose Abwehr äußerer Feinde geriet 
das Reich in allseitigen Verfall. 
Manche dieser Kaiser waren von überaus roher und gewalttätiger Natur; 
andere wurden durch die Unsicherheit ihrer Stellung zur Anwendung tyrannischer 
Maßregeln geführt. Die berüchtigtsten unter allen sind Caraealla (um 215) 
und Heliogabal (um 220). Als heftiger Christenverfolger ist namentlich Deeius 
(um 250) ausgetreten. Ein besseres Andenken hinterließ Aurelianus (270 bis 
275), der das erweiterte Rom (mit Einschluß des Pincius und eines Teils des 
Janicnlus) mit neuen Ringmauern umgab, die syrische Königin Zenobia besiegte 
uni) ihre Hauptstadt Palmyra zerstörte; Probus (um 280) trieb die über den 
Rhein vorgedrungenen Germanen zurück, übte am Rhein und an der Donau 
gute Kriegszucht und förderte die Bodenkultur jener Gegenden. 
§ 105. 
Wiederherstellung der Ordnung durch Diokletian 284—305. 
1. Unumschränkte Kaiserherrschaft. Diokletian, ein Dalmatier von 
Geburt, war als Soldatenkaiser zur Herrschaft gekommen wie feine Vor-
	        
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