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seinen Kopf, um die letzten Sandkörner abzuwischen. Die kleine Nase
schnuppert und zieht die warme Luft ein. Das glaub' ich, solchen
Sonnenschein hast du da unten nicht und solche warme Frühlingsluft
auch nicht und nicht solche Knospenzweige und keinen Vogelgesang. Du
hast nichts in deinen Gängen als Erde und Würmer und muffige Luft
und rabenschwarze Finsternis. Und bist so schwachsichtig geworden!
Wirklich, er muß nicht gut sehen können. Auf der abschüssigen Stelle
kommt er ins Rutschen, und plötzlich liegt er auf dem Rücken im Graben,
und das grüne Wasser schlägt über seiner rosigen Nasenspitze zusammen.
demselben Augenblick aber, als der Maulwurf ins Wasser
fäll! t sich fünfzig Schritt entfernt aus einem dichten Dorngestrüpp
ein Zwei schwarze Augen blicken scharf nach der Unfallstelle
hinũnex, im nächsten Augenblick hebt sich ein runder Rücken, und dann
trott einmal am Grabenrande ein Igel daher. Dicht vor dem
Maulwi. bleibt er stehen, der arbeitet sich langsam aus dem Wasser
heraus, und kaum ist er wieder auf dem Trocknen, da packt ihn der Igel
am Rücken und trägt ihn davon. Unter dem Dorngestrüpp verborgen
liegen fünf kleine Stachelkugeln, die bekommen alle was ab von dem
graupelzigen Erdwühler — — —
Armer Maulwurf! Den ganzen Winter über hast du da unten
in der Finsternis zugebracht und hast nichts vom Leben gehabt als Regen⸗
würmer und Engerlinge. Heute aber, da dich die warme Frühlingssonne
hervorlocte, nun du den ersten Schritt in eine dir unbekannte Welt
setzest, ereilt dich dein Schidsal.
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14. Ostern.
Karl Gerok.
L. Der Winter ist vergangen,
Er dünkt uns wie ein Traum,
Die Schlüsselblumen prangen,
Schon knospen Busch und Baum;
Verklungen sind die Lieder
Der heil'gen Weihnachtszeit,
Doch seht, schon ist uns wieder
Ein neues Fest bereit!