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Küchenabfälle, die sollten hier verwesen und vertrocknen, und dicht dabei
ein blauer, emaillierter, aber überall durchlöcherter Kochtopf, der auch
einst bessere Tage gesehen hatte; ein in allen Nähten geplatzter Zugstiefel,
der seinen Zwillingsbruder wohl schon lange Zeit verloren hatte, steckte
im Schmutze, und dicht bei ihm versperrte ein dickes Knäuel verrosteten
Drahtes den Weg. Zeitungsfetzen, Flaschenkorke, Blechbüchsen und andere
Dinge lagen herum. Ein ganzes Warenhaus unbrauchbar gewordener
Sachen hätte man zusammenlesen können. Aber trotz alledem und alledem
war der Graben doch schön. Der Helle Morgensonnenschein fiel gerade
darauf und drang überall durch die Zweige der Sträucher und Büsche,
die ihn von beiden Seiten besetzten und versteckten. An seinen Ufern
wuchsen dicke Erasbüschel, und zwischen welken Blättern aus dem Vor¬
jahre keimten die verschiedensten Blumen hervor, Pflanzen mit seltsamen
Blättern und dicken, unförmlichen Blütenknospen. Das grünliche Wasser
war ganz klar, und man konnte bis auf den Grund sehen. Und wie
merkwürdig sah der aus! Wer lange hinuntersah, der konnte deutlich die
seltsamsten Höhlen und Schlupfwinkel da unten entdecken. Was für merk¬
würdig zarte Fäden und Fadenbüschel waren da von einem Schilfstengel
bis zum andern gewachsen! Wahrlich auf dem Grunde des Meeres konnte
es nicht seltsamer und märchenhafter sein. Eine ganze Schar schwarzer
Taumelkäfer taucht aus der Tiefe an die Oberfläche empor. Die spielen
Kriegen und jagen einander und fahren im Zickzack und dann wieder
im Kreise auf dem Wasser dahin. Zahllose winzige grüne Blätter werden
von ihnen an die Seite gedrängt, wie die Straßenfeger reinigen sie die
schmutzige Wasserstraße des Grabens. Ein rosenroter Stichling schießt
durch das Wasser, ein großer Schwimmkäfer mit gelbem Rande rudert
von einer Seite zur andern, und dann steigt aus der Tiefe ein Salamander
empor. Ohne ein Glied zu rühren, läßt er sich vom Wasser bis dicht
an die Oberfläche heben und bleibt dort regungslos hängen. Die Sonne
bescheint ihn, und seine prächtige Pantherhaut leuchtet in schwarz und
rot und gelb.
Ganz still ist's am Graben. Nichts rührt und regt sich. Nur die
Sonne scheint, und ein paar Mücken tanzen. Da fällt kaum hörbar in
die lautlose Stille von einem wilden Rosenzweige, der über das Wasser
ragt, ein kleines grünes Räuplein. Ungefähr vor die Nase des Sala¬
manders ist es gefallen. Da kommt Leben in seine Glieder. Mit zwei
Ruderbewegungen ist er bei der Raupe. Er schnappt zu und zerrt das
Tierchen unter das Wasser. Und wie das Räuplein sinkt und immer