Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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Den Schiffer im kleinen Schiffe 
ergreift es mit wildem Weh; 
Er schaut nicht die Felsenriffe, 
er schaut nur hinauf in die Höh. 
Ich glaube, die Wellen verschlingen 
am Ende Schiffer und Kahn; 
Und das hat mit ihrem Singen 
die Loreley gethan. 
mnmi 
214. 
Die Wacht am Rhein. 
Von Marx Schneckenburger.) 
Es braust ein Ruf wie Donnerhall, 
wie Schwertgeklirr und Wogenprall! 
„Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen 
Rhein! 
wer will des Stromes Hüter sein?“ 
Lieb Vaterland, magst ruhig sein! 
fest steht und treu die Wacht am Rhein! 
Durch Hunderttausend zuckt es schnell, 
und aller Augen blitzen hell: 
„Der Deutsche, bieder, fromm und stark, 
beschützt die heil'ge Landesmark.“ 
Lieb Vaterland, magst ruhig sein! 
fest steht und treu die Wacht am Rhein! 
—— 
Er blickt hinauf in Himmelsaun, 
da Heldenväter niederschaun, 
Und schwört mit stolzer Kampfeslust: 
„Du Rhein bleibst treu, wie meine Brust!“ 
Lieb Vaterland, magst ruhig sein! 
fest steht und treu die Wacht am Rhein! 
„So lang ein Tropfen Blut noch glüht, 
noch eine Faust den Degen zieht 
Und noch ein Arm die Büchse spannt, 
betritt kein Feind hier deinen Strand.“ 
Lieb Vaterland, magst ruhig sein! 
fest steht und treu die Wacht am Rhein!“ 
Der Schwur erschallt, die Woge rinnt, 
die Fahne flattert hoch im Wind. 
Am Rhein, am Rhein, am deutschen Rhein, 
wir alle wollen Hüter sein! 
Lieb Vaterland, magst ruhig sein! 
fest steht und treu die Wacht am Rhein! 
225. 
Die Botschaft von Sedan am Brunnen. 
GVon Nikolaus Fries. „Die Frau des Ulanen“). 
„Am Brunnen vor dem Thore, 
Da steht ein Lindenbaum“ — 
ja, — an dem Brunnen, von dem wir erzählen wollen, standen sogar zwei 
Lindenbäume, — prächtige Bäume! Ihre Wipfel waren wie hochgewölbte 
Kuppeln, ihr Geäste so dicht und tief herabhängend; und wenn sie blühten 
in schöner Sommerzeit, der Duft so berauschend. Sie standen da wie zwei treue, 
zuverlässige Wächter, die einen köstlichen Schatz zu hüten hatten. Der Schah 
aber war kein Gold und Silber, keine Perlen und Edelgestein; der Schatz war 
eben der Brunnen, der im Lindenschatten seine Wasser gab, so krystallenklar und 
kühl, so rauschend und voll! — 
Die Dorfgemeinde, welcher der Brunnen angehörte, wußte es wohl, daß sie, 
in sonst wasserarmer Gegend, einen Schatz an ihm hatte. Die sorgfältige Hut, 
die sie an ihm übte, war eine unterirdische und überirdische. Unterirdisch hatte 
sie ihn gefaßt, wie man eine Perle faßt, zwar nicht in Gold, aber in festem 
Granit-Gestein; überirdisch hatte sie ihn umgeben mit einem breiten, runden 
Sandsteinbecken, aus welchem der Überfluß sich in ein hölzernes Rinnsal ergoß.
	        
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