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sich mit einem frischen Trunk laben; damit er aber die Steine im Niedersitzen
nicht beschädigte, legte er sie bedächtig neben sich auf den Rand des Brunnens.
Darauf drehte er sich und wollte sich zum Trinken bücken; da versah ers, stieß
ein klein wenig an, und beide Steine plumpten hinab. Hans, als er sie mit
seinen Augen in die Tiefe hatte versinken sehen, sprang vor Freuden auf, kniete
dann nieder und dankte Gott mit Thränen in den Augen, daß er ihm auch
diese Gnade erwiesen und ihn auf eine so gute Art von den Steinen befreit,
das sei das einzige, was ihm noch zu seinem Glück gefehlt habe. „So glücklich
wie ich,“ rief er aus, „giebt es keinen Menschen unter der Sonne.“ Mit
leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun, bis er daheim bei seiner
Mutter war.
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Ir
Die beiden Wächter.
(Von Christian Fürchtegott Gellert.)
ZwWeen Wächter, die schon manche Nacht
die liebe Stadt getreu bewacht,
verfolgten sich aus aller Macht
auf allen Bier- und Branntweinbänken
und ruhten nicht, mit pöbelhaften Ränken
einander bis aufs Blut zu kränken.
Denn keiner brannte von dem Span,
woran der andre sich den Tabak angezündet,
aus Haß den seinen jemals an;
kurz, jeden Schimpf, den nur die Rach erfindet,
den Feinde jemals Feinden angethan,
den thaten sie einander an;
und jeder wollte bloß den andern überleben,
um noch im Sarg ihm einen Stoß zu geben.
Man riet, man wußte lange nicht,
warum sie solche Feinde waren;
doch endlich kam die Sache vor Gericht,
da mußte sichs denn offenbaren,
warum sie seit so vielen Jahren
so heidnisch unversöhnlich waren.
Was war der Grund? Der Brotneid? War ers nicht?
Nein. Dieser sang: Verwahrt das Feuer und das Licht!
Allein so sang der andre nicht;
er sang: Bewahrt das Feuer und das Licht!
Aus dieser so verschiednen Art,
an die sich beid im Singen zänkisch banden,
aus dem Verwahrt und dem Bewahrt
war Spott, Verachtung, Haß und Rach und Wut entstanden.