Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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sich mit einem frischen Trunk laben; damit er aber die Steine im Niedersitzen 
nicht beschädigte, legte er sie bedächtig neben sich auf den Rand des Brunnens. 
Darauf drehte er sich und wollte sich zum Trinken bücken; da versah ers, stieß 
ein klein wenig an, und beide Steine plumpten hinab. Hans, als er sie mit 
seinen Augen in die Tiefe hatte versinken sehen, sprang vor Freuden auf, kniete 
dann nieder und dankte Gott mit Thränen in den Augen, daß er ihm auch 
diese Gnade erwiesen und ihn auf eine so gute Art von den Steinen befreit, 
das sei das einzige, was ihm noch zu seinem Glück gefehlt habe. „So glücklich 
wie ich,“ rief er aus, „giebt es keinen Menschen unter der Sonne.“ Mit 
leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun, bis er daheim bei seiner 
Mutter war. 
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* 
Ir 
Die beiden Wächter. 
(Von Christian Fürchtegott Gellert.) 
ZwWeen Wächter, die schon manche Nacht 
die liebe Stadt getreu bewacht, 
verfolgten sich aus aller Macht 
auf allen Bier- und Branntweinbänken 
und ruhten nicht, mit pöbelhaften Ränken 
einander bis aufs Blut zu kränken. 
Denn keiner brannte von dem Span, 
woran der andre sich den Tabak angezündet, 
aus Haß den seinen jemals an; 
kurz, jeden Schimpf, den nur die Rach erfindet, 
den Feinde jemals Feinden angethan, 
den thaten sie einander an; 
und jeder wollte bloß den andern überleben, 
um noch im Sarg ihm einen Stoß zu geben. 
Man riet, man wußte lange nicht, 
warum sie solche Feinde waren; 
doch endlich kam die Sache vor Gericht, 
da mußte sichs denn offenbaren, 
warum sie seit so vielen Jahren 
so heidnisch unversöhnlich waren. 
Was war der Grund? Der Brotneid? War ers nicht? 
Nein. Dieser sang: Verwahrt das Feuer und das Licht! 
Allein so sang der andre nicht; 
er sang: Bewahrt das Feuer und das Licht! 
Aus dieser so verschiednen Art, 
an die sich beid im Singen zänkisch banden, 
aus dem Verwahrt und dem Bewahrt 
war Spott, Verachtung, Haß und Rach und Wut entstanden.
	        
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