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4. Wer singt im hohen Baume
So froh vom grünen Ast?
Das tut das arme Vöglein
Aus seinem Laubpalast.
5. Es singet Dank dem Frühling
Für das, was er beschied,
Und singt, solang er weilet,
Ihm jeden Tag ein Lied.
August heinrich Hoffmann von Fallersleben.
249. Der weiße Hirsch.
Es gingen drei Jäger wohl auf die Birsch;
Sie wollten erjagen den weißen hirsch.
Sie legten sich unter den Tannenbaum;
Da hatten die drei einen seltsamen Traum.
Der erste.
Mir hat geträumt, ich klopf' auf den Busch;
Da rauschte der Hhirsch heraus, husch, husch!
Der zweite.
Und als er sprang mit der hunde Geklaff,
Da brannt' ich ihn auf das Fell, piff paff!
Der dritte.
Und als ich den Hhirsch an der Erde sah,
Da stieß ich lustig ins horn, trara!
So lagen sie da und sprachen, die drei:
Da rannte der weiße hirsch vorbei.
Und eh' die drei Jäger ihn recht gesehn,
Sso war er davon über Tiefen und Höhn.
husch husch! piff paff! trara!
CLudwig Uhland.
250. Das Paradies der Tiere.
Oben auf den hohen und unersteiglichen Felsen und Schneerücken des
Mattenbergs soll ein gewisser Bezirk liegen, worin die schönsten Gemsen
und Steinböcke, außerdem aber noch andere wunderbare und seltsame Tiere
wie im Paradies zusammen hausen und weiden. Nur alle zwanzig Jahre
kann es einem Menschen gelingen, in diesen Ort zu kommen, und wieder
unter zwanzig Gemsjägern nur einem einzigen. Sie dürfen aber kein Tier
mit herunterbringen.
Die Jäger wissen manches von der herrlichkeit dieses Ortes zu er—
zählen, auch daß daselbst in den Bäumen die Namen vieler Menschen ein—
geschnitten ständen, die nach und nach dort gewesen wären. Einer soll
auch einmal eine prächtige Steinbockshaut mit herausgebracht haben.
Brüder Grimm.