⸗
5
5—
d
3
2 2 —
*58
2 5 53 389
ihm mit der hölzernen Glocke um die Ohren! — Doch ich merke, Ihr seid
ein guter Christ, Ihr wollt andern auch was übrig lassen. Darum, liebe
Vexatoren, nehmt euch seiner an, er hat's wahrlich verdient, pfeift ihm
einen hübschen Reihen vor; und bohrt ihr ihm Eselsohren, so tut's hinter
seinem Rücken. Bringt ihm seine Ehrengeschenke: zuerst eine Fahne von
der Art Atlas, in welchem die Bauern ihren hafer zu Markte führen. Die
Klippe, welche daran hängt, ist leider nur von Blech, dazu ein Teller von
holz, darauf ein schöner Quarkkäse GBibeleskäse), statt der Pomeranze ein
Apfel und in tönernem Napfe ein Trunk dünnes Bier!“ So höhnte der
Pritschenmeister und bot ihm eine Narrenkappe mit hahnenfedern an. Die
Jungen trieben es unterdes ganz toll. Sie klapperten, pfiffen, schlugen
purzelbäume und trieben allerlei sonstigen Unfug.
So verliefen auch die übrigen „Rennen“ des Armbrustschießens. Beim
Büchsenschießen, das am Pfingstmontag, den 11. Juni, anfing, sollten
die fröhlichen Straßburger noch eine ganz besondere Überraschung erleben:
Am 20. Juni kamen vierundfünfzig Männer aus Zürich, alle gleich ge—
kleidet, leibfarb mit schwarzsamtnen Kollern, nach Straßburg. Nachts um
ein Uhr waren sie in Zürich abgefahren, und am Abend nach Sonnenunter—
gang legte ihr flinkes Schifflein im RKheingießen!) an. Was aber sollte
der große, mehr als hundert Pfund schwere Topf mit heißem hirsebrei
bedeuten, den zwei der rüstigen Schiffer aus seiner Hülle heraushoben?
Fürchteten sie, in Straßburg keine rechte Verpflegung zu finden? So töricht
waren sie nicht. Vielmehr sollte der heiße Brei eine besondere Sprache
reden. Er sollte den Straßburger Freunden sagen: „Seht, wenn euch ein—
mal Feinde überfallen sollten, so können wir euch so schnell zu hilfe
kommen, daß inzwischen nicht einmal ein Brei kalt werden kann.“ Und
die Straßburger verstanden diese Sprache und führten ihre Züricher
Freunde im Jubel nach dem Festsaal?), wo neben den leckersten Speisen
auch der gute Brei gekostet wurde.
Viktor Utard, Buch der heimat. (Gekürzt.)
Verl. v. F. Bull, Straßburg, Els.
15. Aus dem elsässischen Bauernkriege.
Von den Plünderungen und Mißhandlungen durch die Armagnaken
waren am meisten die Landbewohner betroffen worden. Kein Wunder,
wenn sich diese hinterher sagten: „Wir haben Könige, Landvögte, herren,
die gar gerne nehmen; aber wenn es gilt, uns zu schützen und zu schirmen,
da will keiner helfen.“ Dazu kam, daß die Bauern ihr Land nicht mehr
als Eigentum besaßen; sie waren meist Pächter und hörige Leute der
Adeligen und Klöster. Für ihre herren mußten sie schwere Arbeiten ver—
richten, bei Bauten und Jagden Frondienste tun und hohe Abgaben an
Getreide, Wein und Vieh entrichten.
) Da, wo jetzt die Züricher Straße auf den Schiffleutstaden ausläuft.
) In die „Maurerstube“, heute Judengasse Ur. 9.