285
Jesuitenkirche und das Theater, das für uns Deutsche so wertvolle Erinne¬
rungen hat; denn hier erlebten die Jugenddramen Schillers ihre ersten
Aufführungen.
Aber mein liebster Spaziergang geht immer zum Hafen; da werde
ich nicht müde, den Arbeitern zuzusehen, die die Waren mit großen Krahnen
aus den Schiffen in die ungeheuren Speicher befördern. Dort werden
Kohlen ausgeladen, da Früchte, da Petroleum; Bahnzüge und elektrische
Maschinen fahren hin und her; alles ist. so fleißig wie in einem Ameisen¬
haufen. Und unten lni Wasser liegen die langen Rheinboote. Ich denke es
mir wunderschön, einmal in den hellangestrichenen Kajüten, deren blitzende
Fenster mit den weißen Gardinen so freundlich aussehen, zu wohnen und
den ganzen Rhein bis Köln und noch weiter hinunterzufahren; mein Vater
aber meint, das Vergnügen sei nicht so groß, und ich würde der winzigen
Zimmerchen schnell überdrüssig werden.
Jetzt ist die schöne Reise bald zu Ende. Noch wenige Tage, und ich
sitze wieder daheim im lieben Offenburg, und alles, was ich gesehen und
erlebt habe, wird mir wie ein Traum erscheinen. Aber die Erinnerung daran
soll uns allen noch lange Freude bereiten; denn ich kann es kaum erwarten,
bis ich meiner guten Mutter und den Geschwistern von meinem lieben Rhein
und den schönen Städten erzählen darf, die ich gesehen habe.
Jetzt bin ich doch froh, daß mein , lieber Vater mich gezwungen hat,
ein Tagebuch zu führen: nun genügt ein Blick in diese Blätter, wenn mir
etwas nicht mehr recht gegenwärtig ist. Auch die Großmutter hat solche
Freude daran, daß sie heute sagte: „Nächstes Jahr mußt du wieder kommen,
und auf längere Zeit; dann zeige ich dir auch die prachtvollen neuen Stadt¬
teile, und wir fahren miteinander auf einem der schönen, großen Rhein-
dampfer nach Cöln, damit du deinen Lieblingsstrom noch besser kennen lernst;
und da bringst du dein Tagebuch hübsch mit!"
So will ich denn beim Abschied nicht traurig sein, sondern recht dankbar
gegen meine Eltern und die Großmutter, der ich zurufe: „Auf frohes
Wiedersehen!" Helene Pfeiffer.
273. Der Kanonier dorr Freiburg.
1. Breisach, „des deutschen Reiches Kissen",
War längst des Kaisers Macht entrissen.
2. Des Königs Heer mit Schall und Klang,
Vor Freiburg steht's am Bergeshang.
3. Fern blinkt des Generalstabs Rüstung
Von des Lorettohügels Brüstung.
4. „Vivo Louis quinze!" — Er tritt herfllr
Aus der Kapelle Gnadentür,
5. Rekognosziert auf ihrer Schwelle
Die Dreisamstadt und ihre Wälle.