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mit Gottes Hilfe unsere Fahnen zu neuen Siegen zu entfalten für des
geeinigten Deutschlands Ruhm und Frieden!"
Als der Kronprinz mit seiner Armee am 4. August 1870 bei Weißen¬
burg im Elsaß die Grenze überschritten hatte, schlug er noch an demselben
Tage den Feind. Einen solchen Gegner hatten die Franzosen nicht ver¬
mutet; aber die Preußen und Bayern hatten hier auf der Walstatt die
Waffenbrüderschaft mit ihrem Blute besiegelt, und der König sandte in die
Heimat die Nachricht: „Unter Fritzens Augen heute einen glänzenden, aber
blutigen Sieg erfochten."
Seinem Heldensohne aber verlieh der König infolge dieses Sieges das
Eiserne Kreuz zweiter Klasse.
Schon am 6. August erfocht der Kronprinz abermals einen ruhmreichen
Sieg. Bei Wörth schlug er nämlich die Armee Mac Mahons, und diese
floh teils in die Wasgaupässe, teils in die Festung Stratzburg. Sein
königlicher Vater aber erteilte ihm das Eiserne Kreuz erster Klasse.
Karl A. Krüger.
306. Ein Eisernes Kreuz.
1. Der Feldherr tritt in das
Lazarett.
Sein Auge blickt mild und doch trübe:
Für jeden Helden im Krankenbett
Hat er ein Wort der Liebe.
2. Und jeder, zu dem er tröstend
spricht,
Hat stolz es im Herzen empfunden;
Wie rötet sich freudig manch bleiches
Gesicht!
Vergessen sind Fieber und Wunden.
3. „Wo ist der Brave," so fragt
er jetzt,
„Der. Held, der mit kühnem Wagen
Sein Leben bei Weißenburg eingesetzt
Und die Fahne vorangetragen?"
4. An senem Lager steht er still
Bei einem Todeskranken.
Was wohl seine einsame Träne will?
Sie will einem Sterbenden danken.
6. Das Eiserne Kreuz er leise legt
Dem bleichen Mann in die Hände:
„Des Königs Dank," so spricht er
bewegt,
„Nimm noch vor deinem Ende!"
6. Da richtet der Kranke sich auf;
es ruht
Sein Aug' auf dem Königssohne
Mit des fliehenden Lebens letzter Glut;
Und er flüstert mit bebendem Tone:
7. „Meine Pflicht nur tat ich in
jener Stund';
Nun mag ich sterben in Frieden."
Er preßt das Eiserne Kreuz an den
Mund,
Und lächelnd ist er geschieden.
Graf Dyherrn.
307. König Wilhelms Nachtlager.
Nach der Schlacht bei Mars la Tour war ringsum alles mit Toten
und Verwundeten überfüllt.
Mit Mühe hatte man für den König eine kleine Stube gefunden, in
der ein Bett, ein Tisch und ein Stuhl standen. Der König trat ein und