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brochenen Augen starrte er ins Leere. Kaum jedoch hatte er seinen
König erkannt, als er sich auch mit der letzten Kraft seines Körpers
emporrichtete, den König mit leuchtenden Augen anblickte und sagte:
Majestät, ich werde Ihrer ewig gedenken, auch dort oben! — Amen.
Der Verwundete sank ermattet zurück, und ein leises Röcheln ver¬
kündete, daß er ausgelitten hatte. — Der Kaiser trat hinzu, drückte
ihm die Augen sanft zu, und eine Träne rollte dem greisen Fürsten
in seinen weißen Bart. Lauxmann.
267. Am Sedantage.
1. Das war einmal ein Jubeltag!
Bei Sedan fiel der große Schlag:
Mac Mahon war ins Garn gegangen,
der Kaiser und sein Heer gefangen,
und blitzschnell flog die Siegespost
am Draht nach Süd und Nord und Ost.
Da gab's ein Jubeln ohne Maßen,
von Flaggen wogten alle Straßen,
vieltausendstimmig scholl Hurra!
Und waren noch Kanonen da,
so schoß man auch Viktoria.
2. Doch jedenfalls die Wacht am Rhein
ward angestimmt von groß und klein;
denn auch durch der Unmünd'gen Mund
wird Gottes Lob von alters kund.
Und einer von den kleinen Jungen,
der hat am lautsten mitgesungen.
Die bunte Mütze auf dem Ohr,
die Höslein flott im Stiefelrohr,
marschiert er wacker mit im Chor,
beteiligt sich den Morgen lang
an jedem Schrei, an jedem Sang.
3. So wichtig nahm's der kleine Wicht,
als ging's ohn' ihn entschieden nicht,
war so mit Leib und Seel' dabei,
als ob er selbst die Rheinwacht sei;
hat drum den Glockenschlag vergessen