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269. Ballade.
1. Und die Sonne machte den weiten Ritt
um die Welt,
und die Sternlein sprachen: Wir reisen mit
um die Welt;
und die Sonne, sie schalt sie: Ihr bleibt zu Haus;
denn ich brenn' euch die gold'nen Äuglein aus
bei dem feurigen Ritt um die Welt!
2. Und die Sternlein gingen zum lieben Mond
in der Nacht,
und sie sprachen: Du, der auf Wolken thront
in der Nacht,
laß uns wandeln mit dir, denn dein milder Schein,
er verbrennet uns nimmer die Augelein —
und er nahm sie, Gesellen der Nacht.
3. Nun willkommen, Sternlein und lieber Mond,
in der Nacht! *
Ihr verstehet, was still in dem Herzen wohnt
in der Nacht.
Kommt und zündet die himmlischen Lichter an,
daß ich lustig mitschwärmen und spielen kann
in den freundlichen Spielen der Nacht. Arndt.
270. Die Größe Gottes in der Natur.
1. Ter Kaiser Trajan ließ einst den Rabbi Josua zu sich
laden und verlangte, daß er ihm die Gestalt seines Gottes zeige.
Ihr lehret, daß euer Gott überall gegenwärtig sei; ich will ihn
sehen! Nur wenige Minuten besann sich der Rabbi; dann aber
bat er den Kaiser, mit ihm ins Freie zu treten. Der Kaiser ge¬
währte den Wunsch des Rabbi, und sie begaben sich ins Freie.
2. Es war ein heller Tag. Die Sonne sandte ihre glänzen¬
den Strahlen zur Erde herab und beleuchtete mit ihrer Pracht
Bäume, Gräser und Blumen. Der Kaiser sprach noch einmal
gegen den Rabbi seinen Wunsch aus: Zeige mir die Gestalt deines
Gottes! Der Rabbi sprach: Blick' empor zu dem blauen Himmel
und betrachte einmal die große, strahlende Sonne, die der Erde
alles Schöne und alles Leben spendet! Der Kaiser blickte empor;