Full text: Kleineres Lesebuch für Fortbildungsschulen in Stadt und Land

* Geschichte der Römer 
Laviniurn nannte. Einige Zeit nachher ward er in einen 
neuen Krieg mit dem Mezentius, einem der-kleinen Könige 
des Landes verwickelt, in welchem er überwunden wurde, 
und nach einer Regierung von vier Jahren, im Treffen 
das Leben ließ. Sein Sohn Askanius folgte ihm in der 
Regierung nach; dieser erbaute die Stadt Alba, die später 
die Nebenbuhlerin Roms geworden. Silvius, Aeneas 
zweyter Sohn voy der Lavinia, war des Askanius Nach¬ 
folger. Es würde zwecklos seyn, ein trockenes Werzeichniß 
der folgenden Könige anzuführen, von denen wir wenig 
mehr als die Namen wissendes ist genug.zu sagen, daß die 
Erbfolge beynahe.vier hundert Jahre bey dem Stamm des 
Aeneas blieb, und daß Procas, der fünfzehnte Nachfolger des 
Aeneas, zwei Söhne, Numitor und Amulius hinterlies. Der 
Erste folgte dem Water auf dem Throne, Amulius erbte den 
nachgelassenen Schatz. Der Reichthum vermag gewöhnlich 
mehr, als das Recht, darum gelang es dem Amulius, seinem 
Bruder den Thron zu rauben. Er mordete dessen Söhne, 
und weihte dessen Tochter Rhea Sylvia dem Dienste der 
Westa, wodurch - sie zum ehelosen Leben bestimmt wurde. 
Hierdurch glaubte der Thronräuber seinen Nachkom¬ 
men die Herrschaft zu sichern. Doch der Erfolg vereitelte 
diese Maasregeln. Rhea gebar zwei Knaben, Zwillinge, 
deren Water der Gott des Krieges seyn sollte. Amulius 
lies nach altem Gesetze die Mutter lebendig begraben. Die 
Knaben wurden auf des Königs Befehl in die Tiber ge¬ 
worfen. 
Zu der Zeit, da dieses strenge Urtheil vollzogen wurde, 
war der Fluß mehr als gewöhnlich über seine Ufer getre¬ 
ten ; dieser Umstand erleichterte die Rettung. Die Kinder 
wurden in einiger Entfernung von dem Bette des Flusses 
hingeworfen, wo das Wasser nicht tief genug war, sie zu 
ersäufen. In dieser Lage blieben sie ohne Schaden, und 
es ging später die Sage, daß sie eine Zeitlang von einer 
Wölfin gesäugt worden, bis Faustulus, der Hirte des Kö¬ 
nigs, sie fand, und der Akka Laurentia, seiner Frau, nach 
Hau-
	        
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