Kurfürsten bereit. Schon im November 1850 rückten in Hessen bayrische
und österreichische Truppen ein. Da aber Kurhessen noch immer auch
zu der Union unter Preußens Führung gehörte, so protestierte Preußen
nicht nur gegen das einseitige Verfahren des von ihm nicht anerkannten
Bundestages, sondern ließ ebenfalls Truppen nach Kurhessen abrücken
und Kassel und Fulda am 2. November besetzen. Der Bruderkrieg schien
unvermeidlich. Da warf sich der Kaiser Nikolaus von Rußland in
der Konferenz zu Warschau (15. Oktober) und zwar zum Nachteil
Preußens als Vermittler aus, dennoch gab der König Friedrich Wilhelm
Befehl zur Mobilmachung der Armee und zog nach dem unbedeutenden
Vorpostengefecht bei Bronzell (8. November, in der Nähe von Fulda)
seine Truppen zusammen, da Österreich gewaltige Rüstungen in Böhmen
betrieb. Aber in letzter Stunde siegte die Friedensliebe des Königs
Friedrich Wilhelm. Er entließ den kriegerisch gesinnten Minister v. Rado-
Witz und schickte den an dessen Stelle getretenen Minister v. Manteusfel
nach Olmütz. Dieser unterwarf durch die am 29. November abgeschlossene
Konvention Preußen den Forderungen Österreichs, dessen Minister von
Schwarzenberg mit nichts geringerem umging, als Preußen bedinguugs-
los Österreich zu unterwerfen. Durch den Olmützer Vertrag erlitt mo
die preußische Politik eine schwere Niederlage. Preußen verzichtete
auf seine deutsche Aufgabe, und Kurhessen wurde seinem Kurfürsten und
Schleswig-Holstein (siehe unten) den Dünen ausgeliefert. Die nun aus-
gesöhnten Großmächte luden darauf auf Grund der Olmützer Abmachung
die übrigen Staaten ein, sich in freien Konferenzen zu Dresden zur
gemeinschaftlichen Wiederaufrichtung des deutschen Bundes in verbesserter
Form zu vereinigen. Das Endergebnis dieser Konferenzen war die Rück-
kehr zum Bundestag, der am 12. Mai 1851 wieder eröffnet und so-
gleich auch von Preußen beschickt wurde. Sein Bundesbevollmächtigter
war Otto von Bismarck-Schönhausen.
Der Krieg gegen Dänemark wegen Schleswig-Holstein 1848—1850.
Wie in der kurhessischen, so standen sich auch in der schleswig-holstei-
nischen Angelegenheit^) die beiden Großstaaten Deutschlands gegenüber.
') Die dem Schaumburgischen Hause entsprossenen Grafen von Holstein (Teil II,
S. 81) hatten seit Lothar dem Sachsen ihr im östlichen Teil slavisches Land deutsch
kolonisiert und durch die Königin Margareta von Dänemark (T. II., S. 188) im Jahre 1386
das Herzogtum Schleswig zu Lehen bekommen. Als im Jahre 1459 das schaumburgische
Haus in Holstein mit Adolf VIII. ausstarb, wählten die Stände Schleswig-Holsteins den
Neffen ihres verstorbenen Herzogs, Christian von Oldenburg (seit 1448 König von
Dänemark), zu ihrem Herzoge, doch mit der Bedingung, daß die Lande Schleswig-Holstein