Full text: Gedichtsammlung für die Klassen III - I (Gedichtsammlung, [Schülerband])

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Aus dein Albelungenlieb.j 
18. Man zog ihn groß mit Sorgfalt, und so geziemt' es sich: 
aus eignem Trieb auch wuchs er an Tugend königlich. 
Und seines Vaters Landen es hohen Ruhm verhieß, 
daß er in allen Dingen sich nach Fürstenart erwies. 
19. Nun war er in der Stärke, daß er wohl Waffen trug. 
Was er dazu bedurfte, davon hatt' er genug. 
Im Herzen wohl gedacht' er schon der schönen Fraun: 
in allen Ehren mochten auch sie den Jüngling liebend schaun. 
20. Von Sigmund den Vasallen ward nun kundgemacht, 
lieben Freunden hab' er ein Hoffest zugedacht; 
man brachte da die Märe in andrer Kön'ge Land. 
Einheimischen und Fremden schenkt' er Roß und Prachtgewand. 
21. Wo Jünglinge sich fanden, denen ihr Geschlecht 
verlieh echten Anspruch auf ritterliches Recht, 
die lud man zu dem Hoffest, das man jetzt beging: 
mit dem jungen König ein jeder dann das Schwert empfing. 
22. Von dem stolzen Hoffest Rühmens ward genug, 
davon Sigmund und Siglind der Ehren reichlich trug 
durch Gaben: beide schenkten mit königlicher Hand. 
Drum ritten fremder Gäste zu ihnen viele her ins Land. 
23. Vierhundert Knappen sollten empfahn das Ritterkleid 
zusammen nun mit Sigfrid. Manche schöne Maid 
war emsiglich beschäftigt: ihm waren alle hold. 
Viel der Edelsteine legten holde Fraun in Gold. 
24. Damit und mit Borten die Kleider schmückten sie 
den jungen stolzen Recken: so rasteten sie nie. 
Der Wirt hieß sich rüsten den Gästen zum Empfang 
aufs Fest der Sonnenwende: da hatte Sigfrid Ritters Rang. 
25. Allda ging zum Münster manch reicher Edelknecht, 
manch vornehmer Ritter. Die Alten hatten recht, 
daß sie den Jungen dienten, wie's ihnen einst geschehn. 
^ie hatten jetzt schon Kurzweil und hofften, Freude noch zu sehn. 
20. Nun feierliche Messe man Gott zu Ehren fang. 
¿.st gab es von den Leuten wohl gewalt'gen Drang, 
als man die Ritter weihte mit so hoher Ehr' 
uub ritterlichem Brauche, wie man's erlebte nimmermehr. 
^ holten schnell die Renner gesattelt aus dem Stall. 
In Sigmunds Hof nun stark ward der Kampfspiele Schwall; 
man hörte, wie der Saal rings und der Palast erscholl. 
Die hochgemuten Degen lösten kampfend ehrenvoll. 
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