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Moscherosch.
74. Von meinem Reimen.
Leser, daß du nicht gedenkst, daß ich in der Reimenschmiede
Immer etwa Tag für Tag, sonst in nichts nicht, mich ermüde.
Moscherosch.
Wunderliche und warhafftige Gesichte Philanders von Sittewald, das ist
Straff-Schrifften Janß-Michael Moscherosch von Wilstädt.
In welchen Aller Weltwesen, Aller Mänschen Händel, mit ihren Natürlichen Farben der
Eitelkeit, Gewalts, Heucheley, Thorheit bekleidet, offentlich auff die Schau geführet als in
einem Spiegel dargestellet und gesehen werden. Erster und Ander Theil. Von Ihme
zum letztern mahl auffgelegt, vermehret, gebessert, mit Bildnussen gezieret, und Männig—
lichen unvergreiflich zu lesen in Truck gegeben. Straßburg, Bey Johan-Philipp Mülben
und Josias Städeln. MDOL.
Priameln.
Aus dem 6. Gesicht des 1. Teiles: Höllenkinder
Welchs Mänschen-kind spahrt sein An—
dacht
biß gen Liechtmeß oder Fastnacht,
und in der Kirch Demütigkeit
und bey der Hochzeit Fröligkeit,
und allererst thut sein Gebett
wann er etwan spielt in dem Brett,
und spahrt die Buß biß er wird voll
für thöricht den man halten soll.
Wer baden will ein Moren weiß,
und darauf legen seinen Fleiß,
und an der Sonnen Schne aufdört
und Winde in eine küste spert,
und Narren bindet an ein Seil,
und Vnglück auch will tragen feil,
und einen Bock in Gärten setzt,
Geiß, Gänß, und Schaaf nach Wölffen
hetzt,
dem Todt entlauffen sich befleißt,
und Wein in ein Reüße geißt
und Graß will machen in dem Rein,
der kan mit Fug nicht witzet sein.
Verleih uns Frieden gnädiglich.
Aus dem 7. Gesicht des 1. Teiles: Hofschule.
Perleih uns Frieden gnädiglich,
Herr Gott zu unsern Zeiten,
Es ist doch ja kein andrer nicht
Der für uns könte streiten
Dan du unser Gott alleine.
Verleih uns Fried, dein Kirch erhalt,
Den Glauben in uns mehre:
Der Feinde Greuel und Gewalt
Durch deine Macht abwehre
Und dich unser all erbarme.
Verleih uns Fried in unserm Land
Durch Christum deinen Sohne,
Gib Glück und Heil zu allem Stand,
Auß Gnaden unser schone,
Und dich unser all erbarme!
Verleih uns Fried in unsrer Statt,
Deren der Feind geschworen:
Gib uns heiligen Muth und Rath,
Sonst sind wir bald verloren,
Und dich unser all erbarme!