102
Friedrich Nückert.
3. Er hat hinabgenommen
Des Reiches Herrlichkeit
And wird einst wiederkommen
Mit ihr zu seiner Zeit.
4. Der Stuhl ist elfenbeinern,
Darauf der Kaiser sitzt;
Der Tisch ist marmelsteinern,
Worauf sein Haupt er stützt.
5. Sein Bart ist nicht von Flachse,
Er ist von Feuersglut,
Ist durch den Tisch gewachsen,
Worauf sein Kinn ausruht.
6. Er nickt als wie im Traume,
Sein Aug', halb offen, zwinkt,
And je nach langem Raume
Er einem Knaben winkt.
7. Er spricht im Schlaf zum Knaben:
„Geh hin vors Schloß, o Zwerg,
And sieh, ob noch die Raben
verfliegen um den Berg.
8. And wenn die alten Raben
Noch fliegen immerdar,
So muß ich auch noch schlafen
Verzaubert hundert Jahr."
53. Sprüche von Fr. Nückert.
1. Q3or jedem steht ein Bild des, das er werden soll;
Solang er das nicht ist, ist nicht sein Friede voll.
2. O Lerz, versuch es nur! so leicht ist, gut zu sein,
And es zu scheinen, ist so eine schwere Pein.
3. Dein Auge kann die Welt trüb oder hell dir machen;
Wie du sie ansiehst, wird sie weinen oder lachen.