Full text: Deutsche Gedichte für die Mittel- und Oberstufe höherer Mädchenschulen

Artur Fitger. 
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Kargen Worts ist der Kummer 
Zehrend in tiefer Brust; 
Aber noch tausendmal stummer 
Ist unsägliche Lust: 
„Ich bin ja dein, und du bist ja mein!" 
Das mag ihr einziges Wörtlein sein; 
Lat doch kein Weiser, kein Dummer 
Jemals ein bessres gewußt. 
Wolken über uns schwellen. 
Kaum daß ein Windzug sie blies; 
Traumhaft schwatzen die Wellen 
Über dem farbigen Kies. 
Ferne nur, ferne noch Lerchenlied — 
Seliges Schweigen die Seele durchzieht, 
Engel erschließen die Hellen 
Pforten zum Paradies. 
166. Winterwandrung. 
(Aus: Lieder vom Maurergesellen.) 
Nicht mir hab' ich gebaut; 
Dies Dach wird eines Andern. 
Wer's Glück hat, holt die Braut 
And kaust Brabant und Flandern. 
Ade, ade, du schmuckes Äaus, 
Ich greif zum Stab und zieh' hinaus, 
Muß weit und weiter wandern. 
Muß wandern kreuz und quer. 
Durch Stadt und Dorf mich winden; 
Mein Säckel wird so leer, 
And Wams und Stiefel schwinden. 
Ich hab' gebaut so manches Dach, 
Das eigne Äaupt zu bergen mag 
Ich nun kein Plätzchen finden. 
Kein Meister, der mich dingt, 
Wo ich auch zugesprochen; 
Der arge Winter bringt 
Die langen Feierwochen. 
13*
	        
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