Detlev v. Liliencron.
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193. Du mein Vaterland.
Es schillert um mich glänzend bunt Gefieder,
Im Palmwald lärmt der Affen lustig Leer,
Der Indianer stützt die schlanken Glieder
Aufs Rohr, und starrt mit mir hinaus ins Meer.
And kraftvoll hebt ein Adler seine Schwingen,
And dreht in blaue Fernen sich empor,
Als wollt er trotzig in den Limmel dringen,
And siegend einziehn durch das Sternentor.
In höchsten Löhen, Adler, mußt du stehen.
Es schlägt dein Flügel an das Weltendach,
Du mußt mein liebes Vaterland nun sehen,
Ach, send ihm Grüße, heiße Grüße nach.
Der Abend will das Äüttendach behüten,
Wie ruhelos im Dorf die Schwalbe zieht.
Die Kinder lärmen, und in Apfelblüten
Singt eine Drossel noch ihr einfach Lied.
Die Bauern hängen schläfrig auf den Pferden,
Still heimwärts kehrend vom gewohnten Pflug.
In Wiesentiefen dampft es aus der Erden,
And über ihnen schwimmt ein Kranichzug.
Mein Vaterland, könnt ich in deinen Feldern
Nur einmal hören noch der Sense Schnitt,
And durch das welke Laub in deinen Wäldern
Noch einmal rascheln hören meinen Schritt!