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2. Die italienischen Offensiven an der Jsouzofrout,
vom Juni 1915 bis zum August 1917.
| 44 Die Österreicher (unter Boroevic) räumten gleich zu Beginn des Krieges
das Grenzgebiet, besonders das unhaltbare Gelände des unteren Jsonzo, und
zogen sich in die Gebirgsstellung vom Krn im Norden bis zum Plateau von
Doberdo im Süden zurück, wobei zunächst noch am mittleren Jsonzo ein Saum
westlich vom Fluß gehalten wurde. — An dieser stark ausgebauten Gebirgsstellung
haben sich dann die Italiener in elf furchtbaren Kampfperioden von tage- und wochen¬
langer Dauer verblutet. Gleich die erste Offensive (vom 29. Juni bis 5. Juli 1915)
drachte ihnen einen Gesamtverlust von 40 Taus. Mann, und die 30 kni lange Kampf-
strecke von Görz bis zum Meer war mit Leichen wie besäet! Bei der zweiten Offensive
(vom 18. bis 27. Juli 1915) büßten die Italiener im ganzen 100 Taus. Mann ein,
worauf sie ein volles Vierteljahr gebrauchten, um sich für eine dritte Offensive zu er¬
holen. — Einen nennenswerten Erfolg brachte allein die 6. Offensive, im August 1916,
bei der die Italiener das schon seit November 1915 zerschossene Görz eroberten
(am 8. August). Im ganzen hatten sie ihre Front jetzt in einer größten Breite (in
der Gegend von Görz und südlich davon) 6 km vorgeschoben! (Siehe die Linie
„Mitte August 1916" im Kriegsatlas.) Sechs km in einem ganzen Jahr! Aber Cadorna
hatte doch unentwegt „Siege" nach Rom telegraphieren können! Und wenn er
nicht noch mehr erreicht hatte, so war doch allein das schlechte Wetter schuld gewesen!
Der südliche Teil der Front wurde in den folgenden Schlachten (besonders durch
die 10. Offensive im Mai 1917) noch weitere 5 km vorgeschoben*). Die letzte, die
11. Offensive, im August 1917, brachte einen Fortschritt von 31/2 km östlich vom
mittleren Jsonzo (nördlich vom Görzer Kampfgebiet), wo die Hochfläche Bain-
sizza-Heiligengeist zum Gefilde blutiger Kämpfe wurde2). — Das Ergebnis der
zweijährigen Kämpfe war ein Geländegewinn, der an der breitesten Stelle südlich
von Görz (Linie Gradisca—Kostanjevica) 12 km, nördlich von Görz (in der Gegend
der Hochfläche von Bainsizza) 10 km betrug. Ganz im Norden, im Gebiet des oberen
Jsonzo, in der Front Tolmein—Flitsch, hatte das wilde Krngebirge jeglichen Fort¬
schritt verhindert. Dieser geringe Geländegewinn war mit einem Gesamtverlust
von 1/i Million Soldaten erkauft worden! Da der Durchbruch nicht erzielt und
Triest nicht erreicht war, so waren die furchtbaren Opfer umsonst gebracht. Österreichs
Jsonzokämpfer aber hatten sich mit unvergänglichem Ruhm bedeckt! — Schon hatte
Eadorna sich zur 12. Offensive gerüstet, als das Verhängnis über ihn hereinbrach!
3. Die Zertrümmerung der Jfonzofront durch die Deutschen
und Österreicher und das Eindringen in Venetien,
von Oktober bis Dezember 1917.
§ 45 Der Zusammenbruch Rußlands gab — trotz der Abwehrschlachten in Flandern
und an der Aisne — den Verbündeten die Hände so w eit frei, daß sie sich mit einem
gewaltigen Stoß gegen den einstigen, dann aber zum Verräter gewordenen Freund
wenden konnten. Im Becken von Laibach hatte man gewaltige Truppenmassen zu¬
sammengezogen, die dann unter unglaublichen Mühen durch die engen Gebirgswege
der Jütischen Alpen an die Front des nördlichen Jsonzo, in die Kampflinie Flitsch—
Karsreit—Tolmein gebracht wurden. Hier traf ihr Stoß die italienischen Truppen
am 25. Oktober 1917 mit so vernichtendem Erfolg, als ob eine Bombe die Front
1) Von Opacchiasella bis Kostanjevica, s. Kriegsatlas Linie „Mai 1917".
2) Südlich davon ging der Monte Santo verloren, wahrend der Monte Gabriele
gehalten wurde.
Übrige
Kriegs¬
schauplätze :
Argonn.-
kämpfe
Befreiung
Galiziens
Beginn
der Erob.
Ostpolens
Somme¬
schlacht
Russische
Ostens, am
Südflügel
Arras-
schlacht
Fland.-
schlacht
Chemin
d. dames,
Fland.,
Cambrai