Ostindische oder malaiische Inselwelt.
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3. Staatliche Verhältnisse und Städte.
a) Das britische Hinter-Indien umsaßt im W. die Landschaften Ober-
und Unter-Barma, mit dem großen Reishafen Rangüu, an einem Mündungs-
arme des Jrawadi, 180000 E.; im S. die reichen Zinn- und Gnmmi(Gutta-
percha)-Gebiete von Maläkka.
An der S.-Spitze der Halbinsel die Insel Singapur mit der Freihafen-
stadt gl. Namens, wichtig für den Seeverkehr um die S.O.-Ecke Asiens, Stapel-
platz für die Schätze der anliegenden Inselwelt, 185000 E. Hier wie in Hinter-
Indien überhaupt viele chinesische Händler und Kuli (Arbeiter).
b) Das Königreich Siam besteht hauptsächlich aus dem Thal des Menams.
An und auf dem Strome die prächtige Hst. Bangkok mit 400000 E., darunter
fast die Hälfte Chinesen.
e) Das französische „Jndo-China" umfaßt den O. bis an die Grenze Chinas.
Hier im N.O. der schwer in Ruhe zu halteude Schutzstaat Tongking, eine nn-
erschöpsliche Fruchtebene; an der O.-Küste der Schutzstaat Ann am und im srncht-
baren Nam-Kong-Delta Cochinchina, mit der Hst. des Ganzen, Saigon.
VII. Windische oder malaiische Inselwett.
Sie umspannt das S.O.-Ende Asiens von der Mündung des Jrawadi
bis zur japanischen Insel Formösa. Die Inseln sind meist gebirgig und
vulkanisch, das feuchtwarme Tropenklima für Europäer ungesund, das Pflanzen-
reich von großer Üppigkeit, ebenso die Tierwelt. Orang-Utan und Elefant
leben auf Sumatra und Börneo, der Tiger haust auf Sumatra und Java. Die
Urbewohner sind Malaien und im O., namentlich auf den Philippinen,
Papua (Negrito). Von den Europäern besitzen die Portugiesen nur
noch den n.ö. Teil von Timor, die Spanier herrschen auf den Philip-
pinen, die Niederländer auf allen Sunda-Jnseln (außer N.-Börneo)
und den Molnkken, die Briten auf N.-Börneo.
1. Die vier Großen Sunda-Jnseln:
a) Sumatra wird durch die Straße von Maläkka von der Halbinsel ge-
schieden. Trefflicher Tabak. — Nahe der S.O.-Küste die zinnreiche Insel Bängka.
b) Java, „die Perle der niederländischen Krone", durch die Sunda-Straße
von^ Sumatra getrennt, mit 24 Mill. E. Von 46 großen Vulkanen ist der
größte Teil in Thätigkeit; in der Sunda-Straße der Krakatau. Der äußerst
fruchtbare und durch die thätige Fürsorge der niederländischen Regierung fleißig
angebaute Boden lieferte ungeheure Ernten an Reis, Kaffee, sehr viel Rohrzucker,
feinen Tabak, auch Thee, Indigo, Baumwolle, Gewürze (Vanille), Chinarinde u.s.w.,
verrät aber jetzt Zeichen von Erschöpfung. — An der ungesunden, sumpfigen
N.W.-Küste Batävia, Hst. der niederländischen Besitzungen, Stapelplatz des
Handels, durch Umbau gesunder geworden, 105000 E. —An der N.O.-Küste
Surabaja, mit dem besten Hafen der Insel; 130000 E.
e) Börneo ist die drittgrößte Insel der Erde, im Innern noch sehr un-
bekannt. An den Küsten vereinzelte europäische Siegelungen, die das Mark der
Sagopalme nach Singapur zur Verarbeitung verschiffen und viel Betelpfeffer*)
anbauen.
*) S. Bilderanhang S. 94.
v. Seydlitz, Geographie. Ausg. E. Heft 3. ,5