Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

neuen Thores für die festlichen Einzüge, und über dem Schutte des alten 
Burgthores erhoben sich die Hallen der Propyläen. 
Wir unternehmen nun eine Wanderung auf die Burg. Auf einem 
Terrafsenwege ersteigt man die Höhe des Felsens bis zu der großen 
Treppe von Marmor, welche Zn der eigentlichen Pforte der Akropolis 
hinanführt und in der Mitte durch eine mit Steinen belegte Bahn für 
Reiter und Wagen unterbrochen ist. Wir stehen jetzt vor den Propyläen, 
einem breiten Sänlenthor, ganz von Marmor, mit fünf hohen Durch¬ 
gängen und zu beiden Seiten mit großen Flügelgebänden versehen. Durch 
den breiteren Mittelgang treten wir in die innere Säulenhalle. Sechs 
schlanke jonische Säulen, in zwei Reihen gestellt, tragen deren Marmor¬ 
decke. Von hier aus führen hohe Erzthüren in den inneren Burghof. 
Auf diesem heben sich ans dem Walde von Gebäuden, Statuen, Weih¬ 
geschenken, kostbaren Geräten, Dreifüßen, Siegesrvssen u. s. w. besonders 
zwei heilige Gegenstände hervor, nämlich rechts in gebietender Hoheit der 
Parthenon, links der Koloß der Athene. Der Parthenon hat die Gestalt 
eines länglichen Vierecks und ist rings von einer Halle aus Marmorsäulen 
umgeben. An der Ost- und Westseite, von dem Gesimse und den Linien 
des Daches eingefaßt, sind zwei große, dreieckige Giebelfelder, ans denen 
an jeder Seite über 20 kolossale, frei gearbeitete Figuren von Göttern 
und Helden einen glänzenden Platz fanden. Die Höhe des Tempels vom 
Säulenfüße bis zur Giebelspitze betrügt nur 21 in; allein wegen der 
Erhabenheit des Felsens ist er von allen Seiten zu sehen, man mag zur 
See oder zu Lande nach Athen kommen. Der Tempel zerfällt in einen 
doppelten, ungleich geteilten Raum. Der kleinere barg in seinem geheim¬ 
nisvollen Dämmerlichte den Schatz von Athen an gemünztem und nnge 
münztem Metall und kostbaren Geräten; der größere östliche war das 
Wohngemach der Göttin; dort stand außer einem Altar ihr Bild, kl m 
hoch, ein Werk des Phidias, von Elfenbein und Gold gearbeitet. Der 
Künstler hatte anfangs Marmor dazn vorgeschlagen; als er aber zu den 
übrigen Gründen noch bemerkte, daß Marmor weit wohlfeiler sei, da 
verlangte das Volk sogleich, er solle jene kostbaren Stoffe anwenden. 
Die andere riesige Bildsäule derselben Göttin, von Phidias aus der 
marathonischen Bente in Erz gegossen, überragte mit ihrem helmbekrönten 
Haupte noch den Parthenon; denn sie stand auf der höchsten Spitze der 
Burg, gegen 22 in hoch, so daß Helmbusch und Lanze den Seeleuten, 
wenn sie Sunium umschifften, in einer Entfernung von 5 Meilen schon 
entgegenleuchteten. Die Lanze in der Rechten, den Schild in der geho¬ 
benen Linken haltend, so des Angriffs gewärtig, zur Abwehr gerüstet.
	        
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