neuen Thores für die festlichen Einzüge, und über dem Schutte des alten
Burgthores erhoben sich die Hallen der Propyläen.
Wir unternehmen nun eine Wanderung auf die Burg. Auf einem
Terrafsenwege ersteigt man die Höhe des Felsens bis zu der großen
Treppe von Marmor, welche Zn der eigentlichen Pforte der Akropolis
hinanführt und in der Mitte durch eine mit Steinen belegte Bahn für
Reiter und Wagen unterbrochen ist. Wir stehen jetzt vor den Propyläen,
einem breiten Sänlenthor, ganz von Marmor, mit fünf hohen Durch¬
gängen und zu beiden Seiten mit großen Flügelgebänden versehen. Durch
den breiteren Mittelgang treten wir in die innere Säulenhalle. Sechs
schlanke jonische Säulen, in zwei Reihen gestellt, tragen deren Marmor¬
decke. Von hier aus führen hohe Erzthüren in den inneren Burghof.
Auf diesem heben sich ans dem Walde von Gebäuden, Statuen, Weih¬
geschenken, kostbaren Geräten, Dreifüßen, Siegesrvssen u. s. w. besonders
zwei heilige Gegenstände hervor, nämlich rechts in gebietender Hoheit der
Parthenon, links der Koloß der Athene. Der Parthenon hat die Gestalt
eines länglichen Vierecks und ist rings von einer Halle aus Marmorsäulen
umgeben. An der Ost- und Westseite, von dem Gesimse und den Linien
des Daches eingefaßt, sind zwei große, dreieckige Giebelfelder, ans denen
an jeder Seite über 20 kolossale, frei gearbeitete Figuren von Göttern
und Helden einen glänzenden Platz fanden. Die Höhe des Tempels vom
Säulenfüße bis zur Giebelspitze betrügt nur 21 in; allein wegen der
Erhabenheit des Felsens ist er von allen Seiten zu sehen, man mag zur
See oder zu Lande nach Athen kommen. Der Tempel zerfällt in einen
doppelten, ungleich geteilten Raum. Der kleinere barg in seinem geheim¬
nisvollen Dämmerlichte den Schatz von Athen an gemünztem und nnge
münztem Metall und kostbaren Geräten; der größere östliche war das
Wohngemach der Göttin; dort stand außer einem Altar ihr Bild, kl m
hoch, ein Werk des Phidias, von Elfenbein und Gold gearbeitet. Der
Künstler hatte anfangs Marmor dazn vorgeschlagen; als er aber zu den
übrigen Gründen noch bemerkte, daß Marmor weit wohlfeiler sei, da
verlangte das Volk sogleich, er solle jene kostbaren Stoffe anwenden.
Die andere riesige Bildsäule derselben Göttin, von Phidias aus der
marathonischen Bente in Erz gegossen, überragte mit ihrem helmbekrönten
Haupte noch den Parthenon; denn sie stand auf der höchsten Spitze der
Burg, gegen 22 in hoch, so daß Helmbusch und Lanze den Seeleuten,
wenn sie Sunium umschifften, in einer Entfernung von 5 Meilen schon
entgegenleuchteten. Die Lanze in der Rechten, den Schild in der geho¬
benen Linken haltend, so des Angriffs gewärtig, zur Abwehr gerüstet.