65. Butler.
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nur ein anderer Name für das Zusammenwirken des Herzens und der
Verhältnisse ist.
„Er ist herein. Ihn führte sein Verhängnis. —
Bis hierher, Friedland, und nicht weiter! sagt
Die Schicksalsgöttin,“
ruft er beim Beginn des vierten Aufzugs, der uns nach Eger, auf den
Boden des sich erfüllenden Racheverhängnisses versetzt, und weiterhin
erkennt er selbst in dem Vertrauen, welches Wallenstein auf seine
Treue setzt, dessen „böses Schicksal“. Auch Illo und Terzky,
meint er, giebt nur ihr „böser Stern“ in seine Hand. (W. T. IV. 8)
So wird er denn wirklich als Vollstrecker von dem Willen des Ge—
schicks zu Wallensteins „bösem Dämon“, wie ihn dieser früher
(W. T. III. 16) ohne vollständig zu wissen, was er sagt, in furchtbarem,
wahrhaft tragischem Halbwissen genannt hat. Daher kann er aber
auch keine Reue über seine That empfinden, als diese sich als voreilig
erweist; darum kann er nicht, wie Octavio, über das uͤnselige Miß—
verständnis klagen: mit eiserner Festigkeit, mit kaltem Hohne gegen
Octavio, der an dieser ungeheuren That nicht schuldig zu sein beteuert,
mit furchtbarer Gelassenheit weist er jeden Vorwurf der Übereilung ab
Wwee v 1)
„Ich wußte immer, was ich that, und so
Erschreckt und überrascht mich kein Erfolg,“
ja er fordert noch Beifall für seinen geschwinden, pünktlichen Gehorsam
und bewährt so noch im letzten Augenblicke die Treué gegen sich
selbst, die unerschütterliche Festigkeit des Willens, der von mensch—
licheren Empfindungen unberührt immer nur sich selbst gesucht hat. —
Es könnte auffallen, daß bisher noch gar nicht ausdrücklich von
der auch nicht abzuleugnenden Verschiedenheit zwischen Butler und
Wallenstein die Rede gewesen ist. Einer längeren Ausführung be—
darf dieselbe nicht. Sie besteht kurz gefaßt in den beiden Punkten,
daß Butler ein ganz in sich isolierter Charakter ist, wogegen Wallen
stein bei allem Egoismus doch in mannigfachen Beziehungen gemüt—
lichen Anteils steht; dann daß Butler, wenn er auch seine Ent—
schließungen ändert, doch nichts weniger als unentschlossen und schwankend
ist, was jedoch Wallenstein auch nicht ursprünglich ist, sondern nur
unter den eigentümlich verwickelten Verhältnissen wird. Und er wird
es nur durch die größere Tiefe und Innerlichkeit seines Wesens, welche
ihn in Verhältnisse persönlicher, herzlicher Teilnahme setzt und ihn auch
nicht so leicht von seiner Pflicht sich loslösen läßt. Die letzte von
diesen beiden Verschiedenheiten beruht also auch, wie gleich am Eingang
der Charakteristik Butlers bemerkt worden ist, wieder auf der Ver
schiedenheit des Maßes der Gaben. we
Diecke.
(Rötschers Jahrbücher).