/
— 147 —
Entlastung; er erhielt sie nicht, und so mußte er sich zu dem schweren
Schritte entschließen, mit seiner noch immer großen Armee zu kapituliren,
oiil Ereignis, welches einzig dasteht in der Geschichte. Schon vorher
hatte der milde König Wilhelm die Einstellung des Feuers befohlen
und einen Offizier des Generalstabs abgesandt, der zur Übergabe
auffordern sollte. Derselbe wurde vor Napoleon geführt, aber von
diesem an den General Wimpffen verwiesen. Doch schrieb der Kaiser
in seinen: eigenen Namen einen Brief an den König von Preußen,
den er durch seinen Adjutanten, den General Reille, absandte. Es
hieß darin: „Da ich nicht an der Spitze meiner Truppen habe sterben
können, so lege ich meinen Degen in die Hände Eurer Majestät nieder."
König Wilhelm bekam diesen Brief auf dem Schlachtfelde, nahm den
Degen Napoleons an und ersuchte den Kaiser am folgenden Tage in
das Hauptquartier zu kommen. Mit den Kapitulationsverhandlungen
beauftragte er den Generalstabschef von Moltke, den: er für die
Erledigung etwaiger politischer Fragen den Grafen Bismarck beigab.
In der Nacht konnte man sich indessen über die Bedingungen nicht
einigen. Noch ehe nun am Morgen des 2. September die Verhand¬
lungen wieder eröffnet wurden, suchte Napoleon den Grafe:: Bismarck
auf, um durch ihn eine Audienz dein: Könige und Milderung der
Kapitulationsbedingungen zu erlangen. Der Kanzler aber theilte dem
französischen Kaiser mit, daß sein Suverän eine Begegnung erst nach
vollzogener Kapitulation wünsche, daß er aber selbst auf militärische
Besprechungen nicht eingehe:: könne. Doch erklärte er sich bereit, die
Ansichten des Kaisers über den Abschluß eines Friedens kennen zu
lernen. Napoleon lehnte es ab, auf derartige Besprechungen einzu¬
gehen, da die Regierungsgewalt nicht rnehr in seiner, sondern in der
Hand der Kaiserin und des Ministeriums ruhe. Unterdessen hatten
Moltke und Wimpffen weiter über die Kapitulationsbedingungen unter¬
handelt. Da Moltke mit einen: Bombardement Sedans drohte, wenn
der französische General nicht bis neun Uhr morgens die Kapitulations-
bedingunge::, welche die Waffenstreckung der feindlichen Armee verlangte,
annehme, so fügte sich Wimpffen endlich und unterzeichnete schweren
Herzens das verhängnisvolle Aktenstück. Danach war die französische
Armee kriegsgefangen; sie lieferte ihre Waffen und all ihr Material
an die Deutschen aus; die Offiziere wurden auf Ehrenwort entlassen.
Die Festung Sedan ergab sich gleichzeitig.
Es war ein ungeheurer Erfolg, den die deutschen Waffen davon¬
getragen hatten. Fünfundzwanzigtausend Mann waren auf den:
Schlachtfelde gefangen genommen worden; dreiundachtzigtausend Mann
10 *