Object: Das Deutsche Reich (Bd. 1)

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Eine Wanderung durch ein Moor ist nicht ohne Gefahr. Es gibt 
viele Stellen darin, wo die dünne Moosdecke von den Fußtritten des 
Wanderers durchbrochen werden kann, und so ist schon mancher ver- 
snnken und elend umgekommen. Die Moore liefern viel Torf, der 
nicht nur dem Brenn- und Heizbedarf der dortigen Bewohner dient, 
fondern auch massenweise in den Handel gebracht wird. Der Torf der 
obern Schichten ist hellbraun, leicht und locker. Er wird als Pferde- 
streu weithin verfandt. Weiter nach unten wird er dunkler, schwerer 
und besser. Der unterste besitzt die größte Heizkraft. Die losgelösten 
Klumpen Torf werden gehörig durchknetet und in längliche Stücke 
geformt. Diefe läßt man trocknen, worauf sie an einen Kanal gebracht) 
und weiter befördert werden. Die Kanäle dienen nicht nur zur Ent- 
Wässerung der Moorgegenden, sondern sind auch wichtige Verkehrswege 
derselben. Es fehlt nicht an Versuchen, den Moorboden anbaufähig 
zu machen. Das geschieht durch das Moorbrennen und die Fehn- 
wirtfchaft. Beim Moorbrennen sucht man die düngende Kraft der 
Asche zu benutzen. Zunächst wird das Land durch Furchen und Gräben 
entwässert und dann der Boden tief umgehackt. Die Schollen bleiben 
während des Winters liegen. Im Frühling, wenn sie genügend trocken 
sind, streut man glühende Kohlen darauf, und bald stehen weite Flächen 
in Brand. Ungeheure Rauchmassen, die das Atmen erschweren und 
die Sonne nur noch als dunkelrote Scheibe erscheinen lassen, erfüllen 
die Luft und werden durch den Wind selbst bis nach Mittel- und 
Süddeutschland getrieben, wo sie als Höhenrauch lästig empfunden 
werden. In die Asche streut der Moorbauer hauptsächlich Heidekorn 
oder Buchweizen, der in günstigen Jahren einen reichen Ertrag 
liefert, wenn nicht Nachtfröste die Erntehoffnungen vernichten. Man 
sagt deshalb auch scherzend: „Der Buchweizen ist nicht sicher, bis man 
ihn im Leibe hat". In wenigen Jahren aber ist die Kraft des Bodens 
erschöpft, und man muß ihn dann längere Zeit brach liegen lassen. 
Zur Anlage eines Fehns (Fehn — Venn = Moor oder Sumpf) 
eignen sich besonders nicht zu tiefe Moore, die in der Nähe des Meeres 
oder eines schiffbaren Flusses liegen. Von diesem aus wird ein Kanal 
durch das Moor gezogen, der dieses entwässern und auch als Ver- 
kehrsstraße dienen soll. Die obere Torfschicht wird abgeräumt und, 
nachdem der übrige Torf bis auf den Grund abgestochen und in der 
oben beschriebenen Weise verarbeitet worden ist, mit dem aufgelockerten 
sandigen Grunde vermischt und mit Dünger versehen. So entsteht 
fruchtbarer und sehr ergiebiger Ackerboden, und durch saure Arbeit 
wird die trostlose Einöde in eine blühende Landschaft umgewandelt. 
Die bedeutendste Fehnkolonie ist die Stadt Papenburg, an deren 
Stelle vor 200 Jahren nur 7 Torfhütten standen. 
Der Knabe im Moor. 
£), schaurig ists, übers Moor zu gehen, 
Wenn es wimmelt vom Heiderauche, 
Sich wie Phantome die Dünste drehn 
Und die Ranke häkelt am Strauche;
	        
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