Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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45. Die Krcuzzüge und ihre Folgen. 
Klöstern u. dgl. Ein Leben ohne die Kirche, in deren Hand die 
furchtbare Gewalt war, der Seele nach dem Tode den Himmel 
zu öffnen oder zu verschließen, hielt der fromme Glaube der Zeit 
für unerträglich; daher erschien der Bann, der den einzelnen vom 
Körper der Kirche trennte, so furchtbar. Furchtbarer aber war 
noch das Interdikt, das wegen schwerer kirchlicher Vergehen 
auf ganze Städte oder Länder gelegt ward, und das jedem 
Gottesdienst, jeder kirchlichen Handlung Stillstand gebot; dann 
verstummten die Glocken, die Kirchen schloffen sich, kein Geistlicher 
folgte mit Kreuz und Gesang dem Toten, selbst die Ehen wurden 
auf dem Friedhof eingesegnet. Selten ertrug das Volk lange 
solche Schrecken, und Bann und Interdikt waren eben deshalb 
die furchtbaren Mittel, durch welche allein schon das Papsttum 
allgewaltig war. 
Für Kranke, Pilger und Arme that die Kirche ihre reichen 
Schätze, die durch Schenkungen und Vermächtnisse sich fortwährend 
mehrten, meist immer, und besonders in Zeiten des Elends be¬ 
reitwillig auf, während sie andrerseits in ihren Reichtümern zu¬ 
gleich die lockende Versuchung zu schwelgerischem und ungeistlichem 
Leben fand, der sie denn auch nicht lange widerstand. 
Am vollsten offenbarte sich die Macht der Hierarchie, d. h. 
der Geistlichkeit, in den Kreuzzügen. Schon Sylvester II. 
(999—1603) hatte daran gedacht das heilige Grab den Händen 
der Ungläubigen zu entreißen, Gregor VII. (1073—1085) hatte 
sich mit dem Plane eines großen Krieges gegen die Saracenen 
getragen, Urban dem Zweiten (1088—1099) war es vorbehalten, 
den Gedanken zur Ausführung zu bringen und damit den Anstoß 
zu einer Bewegung zu geben, die man als den Höhepunkt des 
Mittelalters bezeichnen muß. 
Zu Clermont in der Auvergne hielt Urban II. im Jahre 
1095 das Konzil, wo er selbst in begeisterter Rede die Christen 
zur Fahrt ins heilige Land aufforderte. „Gott will es!" war 
der allgemeine Ruf, mit dem die Anwesenden, voran viele edle 
Fürsten und Bischöfe Frankreichs, sich zur Annahme des Kreuzes, 
das als Zeichen auf die Schulter geheftet, ward, herandrängten. 
Die Bewegung ergriff zuerst Frankreich; erfaßte dann die loth¬ 
ringische Ritterschaft, dann die Normannen in England und Süd¬ 
italien. An Deutschland ging sie, da Heinrich IV. mit der Kirche 
und das Reich mit sich selber zerfallen war, vorläufig fast wirkungs¬ 
los vorüber. Aber nicht bloß die Großen und Ritter, noch mehr 
die niederen Volksklaffen regte die Kreuzpredigt auf. In Nord¬ 
srankreich zog der Einsiedler Peter von Amiens, in Pilger¬ 
kleidung auf einem Esel reitend, umher, erzählte von der Schmach 
und Bedrängnis der Christen, die er in Jerusalem geschaut, er¬ 
zählte, daß ihm, als er am heiligen Grabe betete, Christus er¬ 
schienen sei und ihm befohlen habe, die Christenheit aufzufordern,
	        
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